DGS Aktiv
Ausgetankt? Oder: Was kommt nach dem Öl?
Hot Spots“ ist ein schon seit drei Jahren bestehendes Projekt. Karin Bergdolt, Künstlerin aus Reichenschwand bei Nürnberg, hat es gemeinsam mit Kolleginnen aus den USA und Dubai ins Leben gerufen.
Hot Spots beschreibt hierbei nicht etwa die in der PV-Branche bekannte Problematik der „zu heiß gelaufenen Solarzellen“, sondern bezieht sich auf ehemalige „symbolhafte Brennpunkte“ des im 21. Jahrhunderts zu Ende gehenden fossilen Zeitalters. Das Niedergehen dieser vom Erdöl geprägten Epoche wird sinnbildlich passend dargestellt durch alte „aufgelassene“ Tankstellen.
Denn bevor eine Veränderungen stattfinden kann, muss man sich diese vorstellen, es bedarf der Bilder und Visionen: Aufgelassene Tankstellen sind Orte, die durch ihre Verlassenheit und oft auch durch die bestehende Architektur eine besondere Ausstrahlung besitzen. Sie sind einerseits Relikt, aber fast auch Mahnmal; wir sehen sie sinnbildlich für die Frage: Wie kann ein nachhaltiger Lebensstil – tragbar für zukünftige Generationen – aussehen und verwirklicht werden? Sie weisen uns hin auf die weltweit brisante – unbeantwortete – Frage: Was kommt nach dem Öl?
Das hier gewählte „Hot Spots Office“ in Nürnberg-Gostenhof fungierte zwischen dem 7. und 27. August als Aktions- und Ausstellungsort für verschiedene Künstler und die mitmachenden BürgerInnen der Umgebung. Dabei wirkte die ehemalige Tankstelle in der Mendelstraße schon fast idyllisch eingewachsen von Büschen und Sträuchern. Das ehemalige Kassenhäuschen wurde als Infobüro reaktiviert.
Ein paar Beispiele für die zahlreichen Performances der drei Wochen: Ein riesiges 5 x 5 Meter großes Piktogramm an der Wand der früheren Autowaschstraße mit einer überdimensionalen Steckdose und dem Titel „Stromtankstelle“ von der Stuttgarter Künstlerin Beate Baumgärtner. Ein eindrucksvolles Gebilde war auch das Kunstobjekt „space junk“ von Claudia Heinzler aus Karlsruhe, eine Kombination zweier Altglascontainer mit Aluminiumfolie umwickelt. Zwei daran angebrachte orangefarbene Lampen leuchteten immer dann, wenn Weltraumschrott über Nürnberg flog. Die hierbei eingesetzte Lichtsteuerung basierte auf Daten der europäischen Weltraumagentur ESA in Darmstadt.
Auf die Frage, wie man Energiekosten sparen kann, war die Antwort der Münchner Künstlerin Andrea Unterstraßer pragmatisch: Warm anziehen. Dies wurde durch die Aktion „Guerilla Knitting“ verdeutlicht. Bürgerinnen und Bürger strickten in den drei Aktionswochen die Säulen und Rohre der aufgelassenen Tankstelle ein.
Der Landesverband Franken der DGS unterstützte die Aktion durch begleitende Öffentlichkeitsarbeit, durch das Ermöglichen kostenloser Fahrten mit den Nürnberger Solar Velotaxis als Shuttle-Service von der nächsten U-Bahnhaltestelle zum Hot Spots Office sowie in der Teilnahme von LV Franken-Vorsitzenden und Velotaxi-Betreiber Michael Vogtmann an der Podiumsdiskussion „Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?“
Die Mitmach-Resonanz der Stadtteilbevölkerung war laut Organisatorin Karin Bergdolt insgesamt recht gut, vor allem in Anbetracht des leider oft mäßigen und regnerischen Augustwetters.
Für den nächsten Frühling hat Karin Bergdolt in Nürnberg schon ein neues Projekte im Kontext „Was kommt nach dem Öl?“ im Visier. Man darf gespannt sein.
Autor: Michael Vogtmann, DGS-Landesverband Franken
Von Autofrei zu Abgasfrei
Was einmal als bundesweiter jährlicher „autofreier Tag“ begonnen hatte, wurde in diesem Jahr auf Initiative des Nürnberger Umwelt- und des Wirtschaftsreferates zur Demonstration von emissionsfreier Zukunftstechnologie. Beim „Tag der emissionsfreien Mobilität – Schwerpunkt Elektromobilität“ am 18.9.2010 rückten die Stadt und 20 Aussteller aus den Bereichen der Elektro-Autos, -Roller und -Fahrräder die Fortbewegung mit moderner Elektro-Energietechnik in den Vordergrund.
Die vom Landesverband Franken der DGS und der Nürnberger Agenda 21 initiierten fünf Nürnberger Solar Velotaxis beförderten dabei als Erlebnisshuttleservice die interessierten Besucher zwischen den einige hundert Meter auseinander gelegenen Ausstellungsständen hin und her.
Das Spektrum der Aussteller reichte vom ADFC über das Fraunhofer Institut für Leistungselektronik Erlangen, Händlern käuflicher E-Fahrzeuge bis hin zu namhaften Technologieherstellern wichtiger Komponenten wie Siemens, Bosch oder Schaeffler. Auch der Landesverband Franken der DGS beteiligte sich mit einem Infostand zur Solarnutzung und solaren Mobilität.
Im Rahmen der politischen Podiumsdiskussion wies der DGS Fachausschussvorsitzende „Solare Mobilität“ Tomi Engel daraufhin, dass nur „intelligente“ Elektroautos Sinn machen würden. Intelligent bedeutet, dass diese nicht nur zum Betanken mit Strom, sondern auch mit der Rücklieferfunktion von Strom an den Netzbetreiber ausgestattet sein müssten. Intelligent bedeute aber auch, dass die Leistungselektronik der E-Autos den Spannungszustand im Stromnetz erkennen müsse, um dann entsprechend geregelt mehr oder weniger Wirkleistung zu beziehen bzw. abzugeben. Nur so kann elektrische Mobilität in der Zukunft wirklich emissionsfrei werden. Dies bezeichnet Tomi Engel als Smart Grid Vehicle Strategy.
Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Fleck ergänzte, dass sich hierfür gerade in der Metropolregion Nürnberg als einem bundesdeutschen Zentrum moderner Leistungselektronik hervorragende Innovations- und Beschäftigungschancen böten. Nürnbergs Umweltreferent Dr. Peter Pluschke skizzierte das Konzept zum schrittweisen Einführen von Elektrofahrzeugen im kommunalen Bereich:
- Ersatzinvestitionen bei der kommunalen Kleinfahrzeugflotte,
- Einflussnahme auf städtische Tochterunternehmen wie dem Klinikum,
- Einflussnahme auf Logistikfirmen zur schrittweisen Einführung von E-Transportern, am Beispiel des UPS Elektro-Transporters für die Nürnberger Nordstadt.
Obwohl trotz abwechslungsreichen Rahmenprogramms nur ein mittlerer Andrang herrschte, waren die meisten Aussteller mit dem „TEM“ zufrieden. Es kamen genug Besucher, damit fast alle Standbetreuer meistens im Gespräch waren. So konnte Kundenorientierung und Qualität der Beratungen im Vordergrund stehen.
Autor: Michael Vogtmann, DGS-Landesverband Franken
Eine Bauteilbörde auch in Münster?
Ausgehend von den Aufbauerfahrungen der Bauteilbörse in Bremen, die seit 2003 erfolgreich arbeitet und bereits über 8.000 Bauteile vermitteln konnte, hat sich in Deutschland inzwischen ein Netz von zehn Bauteilbörsen entwickelt. Das Motto des „bauteilnetz Deutschland“ heißt: Wiederverwenden statt Verwerten. Anstatt die brauchbaren Bauteile also zu verbrennen oder zu deponieren, werden diese wieder in Gebäuden eingebaut. Das erhöht die Lebensdauer, spart Energie und Rohstoffe und es schafft Arbeitsplätze bei Handwerksbetrieben und einer zentralen Anlaufstelle, der Bauteilbörse.
Veranstaltung am 8.9.2010 im Jugendausbildungszentrum
Nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer des JAZ und der gemeinnützigen SKM GmbH Herrn Stefan Buttgereit und Herrn Dr. Peter Deininger, DGS-Sektion Münster als einladende Organisationen stellte die Referentin und zugleich Koordinatorin des bauteilnetz Deutschland, Frau Dipl. Ing. Ute Dechantsreiter aus Bremen das Konzept und den erreichten Stand des Projektes vor. Sie ging dabei auf die verschiedenen rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen ein, die beim Aufbau einer Bauteilbörse zu beachten sind. Zwei Vertreter der Chance GmbH aus Gronau, die derzeit eine Bauteilbörse aufbauen, ergänzten die Informationen durch ihre Erfahrungen.
Das Publikum, darunter Träger von Beschäftigungsbetrieben, Architekten an der Fachhochschule Münster, Umweltverbände und Bürger, nahm die Informationen sehr interessiert auf und man war sich schnell einig, dass die Einrichtung einer Bauteilbörse in Münster sinnvoll und nützlich wäre. Die Diskussion konzentrierte sich schließlich auf die Frage, wie man vorgehen müsste und wer die Initiative und die Trägerschaft in Münster übernehmen könnte.
Da bei den Beschäftigungsbetrieben bereits Know How, Personal, Gebäude und Logistik in Teilbereichen vorhanden sind, kämen diese in erster Linie hierfür in Frage. Es soll in nächster Zeit bei einer Zusammenkunft der Geschäftsführer geklärt werden, ob man gemeinsam den Aufbau einer Bauteilbörse in Münster in Angriff nehmen möchte und wie man dabei zusammenarbeiten könnte.
Autor: Dr. Peter Deininger, DGS-Sektion Münster
Mexikanische Sonne
Viel Sonne, viel Wind: In Mexiko, wie in der ganzen Welt, gibt es einen stetigen Anstieg des Energiebedarfs, etwa 73% der Energie kommt aus nicht erneuerbaren Ressourcen. Aus Gründen des Ressourcen- und Klimaschutzes ist man gezwungen, nach Alternativen zu suchen. Neben dem Reichtum an fossilen Energieträgern hat Mexiko hervorragende Bedingungen für die Nutzung Erneuerbarer Energien: Die jährliche Sonneneinstrahlung ist eine der höchsten der Welt und die Windverhältnisse sind die besten in Lateinamerika.
Unter dem Titel „Plan Verde“ hat die Regierung von Mexiko City Strategien und Maßnahmen eingeführt, um die nachhaltige Entwicklung der Stadt zu lenken. Mit der „Umwelt Agenda von Mexiko City 2007-2012“ wurden politische Rahmenbedingungen geschaffen, die ein Vorgehen gegen die Umweltstörung ermöglichen. Bewohnbarkeit, integrierte Bewirtschaftung der Wasserressourcen, Mobilität, Luftqualität, Müll, Klimawandel und Energie sind die wichtigsten Felder, auf denen Programme entwickelt werden.
25.000 Solardächer für Mexiko
Im Bereich der Erneuerbaren Energien ist die thermische Nutzung der Solarenergie ein wachsender Markt. Solarthermie ist eine einfache, bewährte Anwendung, deren nationale Umsetzung stark gefördert wird. Bis 2007 wurden nicht mehr als 100.000 Quadratmeter installiert. Das Programm „PROCALSOL“ der Nationalen Kommission für effiziente Nutzung von Energie (CONUEE, Mexiko) das in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Nationalen Gesellschaft für Sonnenenergie von Mexiko (ANES) durchgeführt wird, soll dies ändern.
Im Oktober 2009 wurde das Programm „25.000 Solardächer für Mexiko“ eingeführt, es soll die Verbreitung von Solarkollektoren zur Warmwasserbereitung erhöhen und somit den Ausstoß von Treibhausgasen in mexikanischen Haushalten verringern. Die finanzielle Abwicklung erfolgt als „Hipoteca Verde“ der Nationalen Hypothekenbank (INFONAVIT) unter Mitwirkung der GTZ im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). Ziel des übergeordneten Programms ist es, bis 2012 insgesamt 1,8 Millionen Quadratmeter zu installieren.
Photovoltaik als Nischenmarkt
In Bereich Photovoltaik ist noch kein Markt vorhanden. Bis 2009 waren circa 25 MWp installiert. Die Regulierungsbehörde für Energie (Comisión Reguladora de Energía) hat eine Verordnung verabschiedet, die Investoren ermöglicht, Photovoltaiksysteme an das nationale Stromnetz anzuschließen (10 kWp für Wohnhäuser und 30 KWp für Unternehmen). Die Studie „Nischenmärkte für Photovoltaik-Anlagen in Verbindung mit dem Stromnetz in Mexiko“ der GTZ im Jahr 2009 hat aufgezeigt, dass bei den derzeitigen Spitzenstrompreisen für Haushalte mit fallenden Kosten für PV-Installationen ein Potenzial von bis zu 1.800 MWp vorhanden ist. Unter der Voraussetzung, dass die staatlichen Zuschüsse für den Haushaltsstrom abgebaut werden, ergibt sich ein wirtschaftliches Potenzial von bis zu 7.300 MWp für PV-Installationen.
In Rahmen des International Leadership Training (InWEnt) wird bei der DGS Berlin Brandenburg ein Transferprojekt bearbeitet, um die Nutzung Erneuerbarer Energien für ein Bürogebäude aufzuzeigen. Dazu wird eine Effizienzanalyse des bestehenden Gebäudes und der Energieversorgung erstellt und ein Konzept zur Versorgung mit Solarenergie entwickelt.
Autorin: Gloria Urízar, Stipendiatin des InWEnt ILT-Programms
„Technologiekooperation zur Förderung der Energieeffizienz und des Einsatzes Erneuerbarer Energien in mexikanischen Unternehmen“
Nordhessen vorn beim Solarmobil Deutschland
Kasseler Schüler belegen die Plätze zwei und vier beim SolarMobil-Wettbewerb Finale des VDE/BMBF Schülerwettbewerbs „SolarMobil Deutschland“ in Berlin. Mit zwei zweiten und einem vierten Platz waren die Schülerteams aus Nordhessen die erfolgreichsten im Finale des Schülerwettbewerbs „SolarMobil Deutschland“ am Potsdamer Platz in Berlin.
Knapp 150 Schüler traten in 38 Teams mit ihren selbstgebauten Modellfahrzeugen in den Kategorien Ultraleicht-Klasse und Kreativklasse gegeneinander an. Sieben Schüler- und Auszubildendenteams aus Kassel waren dabei, sie hatten sich zuvor beim Regionalwettbewerb „Hessen SolarCup“ qualifiziert, dem 2002 von DGS-Mitglied Heino Kirchhof von der Universität Kassel begründeten und in diesem Jahr unter der Regie von Peter Henniges zum neunten Mal ausgetragenen innovativen Bildungswettbewerb. Anlässlich des aktuellen Wissenschaftsjahrs „Zukunft der Energie“ veranstalteten der VDE und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) am „Tag der Energie“ den Wettbewerb mit Teilnehmern aus sechs Regionalwettbewerben erstmals auf Bundesebene. „Hier haben Schülerinnen und Schüler die einmalige Möglichkeit zu erfahren, wie Technik funktioniert, indem sie selbst kreativ sind und Konzepte für alternative Fahrzeugantriebe entwickeln“, so Dr.-Ing. Hans Heinz Zimmer, VDE-Vorstandsvorsitzender. Neben einem Fahrzeug präsentierte jedes Team der Jury ein Poster mit Angaben zu den Komponenten, wie Motor und Getriebe ihres Fahrzeugs.
Die Kasseler Schüler traten mit vier Teams in der Ultraleicht-Klasse an, in der die Schnelligkeit der Fahrzeuge ausschlaggebend war. Auf einer zehn Meter langen Strecke starteten sie ihre Modellautos, die nach festgelegten Vorgaben angefertigt waren. Jedem Team wurden die gleichen Solarmodule zur Verfügung gestellt, Batterien oder andere Energiespeicher wie Kondensatoren waren nicht zugelassen. Leo Weyhe (14), Christian Lottis (14), Frederick Stark (14) und Janis Umbach (15), betreut von ihrem Lehrer Manfred Schäler von der Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule, dem Gymnasium des Kreises Kassel, belegten mit „Sunstar Lichtenberg 02“ den zweiten Platz.
Mit fünf Teams traten die Kasseler in der Kreativklasse an, in der die Jury neben technischen Details wie umweltschonender Bauweise vor allem die Originalität der Fahrzeuge bewertete. Sabrina Nickel (20), Maximilian Groß (19), Oskar Weber (18) und Sven Gottwalt (20), Auszubildende des Niestetaler Solartechnikspezialisten SMA Solar Technology AG, betreut durch ihren Ausbilder Rolf Inauen wurden mit ihrem ferngelenkten Solarmobil für ihre Kreativität mit Platz zwei belohnt, das Team „Centauri“ der Radko-Stöckl-Schule in Melsungen mit Auszubildenden der Firmen B. Braun und Wikus landete auf dem vierten Platz.
Autor: Wolfgang Dünkel, VDE-Bezirksverein Kassel e.V.