Dallas Reloaded
Teil 1: Auferstehung der USA zur grössten Energiemacht – Fracking sorgt für neue Goldrauschstimmung: In den 80er Jahren versetzte Bösewicht J.R Ewing die deutschen Liebhaber der Fernsehserie „Dallas“ in die Traumwelt der amerikanischen Ölbarone. Einmal pro Woche konnten wir vom Wohnzimmer aus neben den zahlreichen Intrigen und der Profitgier auch am Luxusleben der texanischen Ölindustrie teilhaben. Rund 30 Jahre später erleben wir eine erneute Goldgräberstimmung in Form von Fracking. In diesem Artikel werden im Besonderen die Risiken und die Auswirkungen auf die Energieversorgung dargestellt.
Die Grundpfeiler des weltweiten Energie-Systems kommen ins Wanken, prognostiziert die Energieagentur IEA. Schon in fu?nf Jahren sollen die USA der weltgrößte Öl- und Gasproduzent sein. Mit diesem Satz löste die IEA zahlreiche Diskussionen in Medien und Politik aus. Denn die internationale Energie-Landkarte wird sich in den nächsten 20 Jahren damit dramatisch verändern – und möglicherweise auch politische Auswirkungen nach sich ziehen. Die USA könnten dann vielleicht praktisch unabhängig sein.
Hintergründe
Nicht-konventionelle Erdgase wie zum Beispiel Schiefergas (shale gas) gelten als Ausweg hoher Energiepreise aufgrund begrenzter Ressourcen und könnten nach heutigem Kenntnisstand eine bedeutende Rolle bei der weltweiten Versorgung mit Erdgas spielen. In den USA wird aktuell bereits etwa 50 Prozent des Erdgasbedarfs über nicht-konventionelle Quellen gedeckt [1]. Auch in Deutschland sind erhebliche Vorkommen verfügbar (geologische Hintergründe werden in der nächsten SONNENENERGIE ausführlich vorgestellt). Grundsätzlich sind die weltweiten Vorkommen zumindest energiepolitisch günstig verteilt, umweltrelevante Aspekte der Gewinnung und langfristige Auswirkungen auf Natur und Klima sind allerdings noch eingehend zu erforschen.
Klassische Erdgasvorkommen in porösen Gesteinsschichten stehen unter hohem Druck und lassen sich daher durch eine vertikale Bohrung mit geringem Aufwand erschließen. Nicht-konventionelle Erdgase können mit der klassischen Fördertechnik nicht wirtschaftlich gefördert werden. Ihre Gewinnung aus dichten Gesteinsschichten (Tight Gas, Schiefergas und Kohleflözgas) ist aufgrund der geringen Gasdurchlässigkeit der Gesteinsformationen technisch aufwändig. Um das Erdgas dennoch zu erschließen, muss eine Vielzahl von vertikalen und horizontalen Bohrungen gemacht werden. Zusätzlich werden die Gesteinsstrukturen durch Einpressen von Wasser-Quarzsand-Chemikalien-Gemischen bei hohem Druck aufgebrochen [2].
Durch Risse und Spalten kann man so einen Gasfluss schaffen. Diese sog. Frac-Technik (vom englischen fracturing für brechen, Risse erzeugen) wird auch in Deutschland1) bereits zur Stimulation von konventionellen Erdgaslagerstätten eingesetzt. Für die ebenfalls als nicht konventionelle Erdgase bezeichneten Aquifergase und Gashydrate sind heute keine wirtschaftlichen Lösungen zur Förderung vorhanden [3].
Chancen und Risiken
Nicht-konventionelle Erdgase sollen einen wesentlichen Beitrag zur Deckung des weltweit wachsenden Energiebedarfs liefern. Aufgrund der weltweiten Verteilung der Lagerstätten könnten geopolitische Abhängigkeiten vermindert werden. Die wirtschaftliche und sichere Ausbeutung der Lagerstätten gehört zu den großen Herausforderungen. Im Vergleich zur herkömmlichen Erdgasförderung liegen der Investitionsaufwand und die Betriebskosten für Förderanlagen deutlich höher. Doch die Abschätzung gewinnbarer Reserven aus nicht-konventionellen Erdgasvorkommen ist, bedingt durch die besonderen Eigenschaften dieser Lagerstätten, sehr schwierig. Abhängig vom aktuellen Gaspreis kann sie erheblichen Schwankungen unterliegen. Bereits kleine Unterschiede in den Ausgangsannahmen für die Berechnungen zu Bohrungsabstand, Erfolgsrate und Gesamtpotenzial führen zu Abweichungen bei den Reserven um mehr als eine Größenordnung. So schätzte der US Geological Survey für das Tight-Gas-Feld Williams Fork, Mesaverde USA die Reserven auf 87,8 Mrd. m3, während die Consulting Firma Advanced Resources International (Airlington, USA) 1.203 Mrd. m3 gewinnbare Reserven veranschlagte [4]. Eine Zehnerpotenz mehr oder weniger scheint, wie bei manchem Investventbanker, in solchen Gutachten also eher vernachlässigbar.
Daneben müssen aber insbesondere umweltrelevante Fragestellungen in Zukunft noch geklärt werden: Ist die Grundwasserqualität trotz der eingesetzten nicht genau bestimmten Chemikalienmischung der Frac-Technik und der auftretenden Gasbegleitstoffe gesichert? Sind die bei der Förderung freigesetzten Methanmengen in einer klimarelevanten Größenordnung? Wird das Landschaftsbild durch die vielen erforderlichen Förderbohrungen in nicht akzeptablem Maße beeinträchtigt?
Neuer Goldrausch in den USA
Diese Risiken spielen aktuell in den USA eine untergeordnete Rolle. Dank der Steigerung bei der Produktion vor allem aus unkonventionellen Quellen wie Schiefergas und Ölsanden, aber auch dank der Effizienzsteigerung etwa von Autos könnten die USA vom Importeur zum Exporteur von Energie werden!
Tatsächlich hat das Fracking die Abhängigkeit von Öl und Kohle schon jetzt reduziert. Die USA sind kurz davor, das goldene Zeitalter der Erdgasgewinnung zu beginnen.
Das Hydraulic Fracturing hat die Energiewirtschaft der USA in einen Rausch versetzt, titelt die ZEIT im November 2012. Schon wird es in über der Hälfte der Bundesstaaten genutzt, um Schiefergesteinsschichten in ein- bis fünftausend Meter Tiefe mit hohem Wasserdruck aufzusprengen. Die erforderliche Technik ist erst seit wenigen Jahren so günstig, dass sich ihr Einsatz lohnt. Es sind bereits die Folgen deutlich erkennbar. Der Erdgaspreis ist in den USA auf ein Drittel des europäischen Niveaus gefallen. Die Euphorie wirkt ansteckend. Auch Südafrika, Argentinien und China wollen ihre enormen Schiefervorkommen nutzen. In Europa haben vor allem die Ukraine, Polen und Frankreich größeres Potenzial. Sogar Deutschland könnte seinen Erdgasbedarf zehn bis 25 Jahre lang voll aus eigenem Schiefergas decken, hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe errechnet.
Wilder Westen beim Umweltschutz
Allerdings gibt es auch direkte Umweltprobleme beim Fracking. Besonders die Versiegelung der Bohrplätze sowie die Entsorgung des Abraums und Abwassers stellen die Firmen vor Probleme. Behörden haben z.B. amerikanischen Frackingfeld Gardendale im Boden eine 40-fache Überschreitung des Benzol-Grenzwerts ergeben. Der aromatische Kohlenwasserstoff ist krebserregend, aber natürlicher Begleitstoff von Erdöl. Gerät Benzol ins Grundwasser, wird dessen Nutzung untersagt.
Mit einer Unterstützung durch die Behörden rechnet in Gardendale niemand. In Texas gibt es nach einer Recherche der ZEIT für die Überprüfung von 250.000 Öl- und Gasbrunnen 400 Inspektoren. Bohrturmchef Stokes beispielsweise lacht bei der Frage nach staatlicher Kontrolle. „Ein Inspektor? So einen haben wir hier noch nie gesehen.“ Auf den texanischen Ölfeldern gilt das Recht des Stärkeren, hier herrscht noch echter Wilder Westen.
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Gunnar Böttger