Unido will Kenia elektrisches Licht bringen
„Lighting up Kenya“ mit Regenerativ-Strom und mehr / UNIDO: Organisation der Vereinten Nationen für Industrielle Entwicklung / wie läuft Entwicklungshilfe wirklich?
Es brauche nicht viel, um in armen Ländern wie Kenia die Kindersterblichkeit zu reduzieren und die Zahl der Hungertoten zu halbieren, meint Alexander Varghese: Schon kleine Mengen Strom, genau auf die einzelnen Bedürfnisse der Menschen abgestimmt, würden dafür genügen. Mit dem Projekt „Lighting Up Kenya“ will das die UNIDO beispielhaft beweisen.
Die UNIDO ist die „Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung“, und Varghese ist dort für die Entwicklung Technischer Zusammenarbeit in Kenia und Eritrea zuständig. Für den UNIDO-Mann ist „Energie die Voraussetzung, damit die Vereinten Nationen ihre Ziele erreichen, die sie sich mit der Millennium-Erklärung selbst gesetzt haben.“ Die unnötigen Tode zu reduzieren: Das steht ganz oben auf dieser UN-Erklärung.
Walter Danner, Leiter des DGS-Fachausschusses Biogas, hat viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit UNIDO. Auch wenn der Agraringenieur nicht immer überzeugt ist, dass Entwicklungshilfe ein Umdenken bei den von der Hilfe „betroffenen“ Menschen erzeugt, kooperiert „seine“ DGS-Sektion Niederbayern bei „Lighting Up Kenya“ mit UNIDO.
Doch die UNIDO glaubt fest daran, dass diese Art Entwicklungshilfe wirkt. Vor allem, wenn die Fähigkeiten der Menschen vor Ort genutzt werden: Sie sollen selbst planen, herstellen, zusammenbauen, betreiben und überwachen; das reduziere die Investitionskosten, führe zu mehr Nachhaltigkeit und schaffe Einkommensmöglichkeiten für die Bevölkerung dort.
Bei „Lighting Up Kenya“ setzt UNIDO auf „Community Power Centres“, kurz CPC: Ein gutes Dutzend CPC sind schon am Laufen. Die deutsche Regierung habe ihm versprochen, die Installation von 100 von ihm „Power Kiosks“ genannten Energiezentralen zu unterstützen, berichtet Alexander Varghese. In erster Linie gehe es darum, Kerosinfunzeln durch LED-Leuchten zu ersetzen, des äußerst niedrigen Strombedarfs wegen. Mit Hilfe von batteriegestützten Systemen könnten bald fast überall auf dem Land Mobiltelefone geladen werden, freut sich der UNIDO-Manager schon im Vorfeld kommender CPC-Einweihungen.
Ein Projekt läuft bereits seit ein paar Monaten; Varghese hat es mit „meinem Freund Walter Danner“ zusammen auf die Beine gestellt: In Bungoma verarbeitet eine Anlage aus der Dannerschen Ideenküche Schlachtabfälle in Biogas und Dünger. Aus dem Gas erzeugt ein Motor per Generator Strom; außerdem nutzen es die Bewohner Bungomas zum Kochen. Drei Jahre habe es gedauert, bis aus der Idee Wirklichkeit wurde: Nun müssen die Bungomaser nicht mehr im Dunkeln stehen, wenn wieder einmal kein Strom aus dem brüchigen Regionalnetz fließt.
Doch es muss nicht immer Biogas sein, was UNIDO empfiehlt, um Kenia zu erleuchten: Man nehme das, was vor Ort am Sinnvollsten erscheint und vorhanden sei. Das könnten kleine Wasserturbinen sein, Windräder, Pflanzenöl-Kraftwerke, Biogas – aber natürlich auch Solarstrom. Denn bekanntlich sind „Entwicklungsländer meist auch sonnenreiche Länder“, verweist Varghese auf die „langen, täglichen Sonnenperioden.“
CPCs, die örtlich eingerichteten Energiezentren, sollten die verschiedenen CO2-neutralen Kraftwerke verknüpfen und Privathaushalte, kleine Unternehmungen oder landwirtschaftliche Produktionseinrichtungen sicher mit Strom versorgen, lautet die UNIDO-Vorgabe. In Machako in Kenias Kisii-District klappe das bereits hervorragend, berichtet Alexander Varghese.
Inzwischen soll nicht mehr nur Kenia mit Ökostrom erleuchtet werden: LURA heißt in Kurzform das „Lighting-Up Rural Africa Program“, in dem 100 CPC in zehn afrikanischen Ländern errichtet werden sollen – von Äthiopien bis Zimbabwe. Doch diesmal unterstützen weder die deutsche noch andere europäische Regierungen LURA: Das chinesische Wirtschaftsministerium ist der Hauptsponsor des Anfang 2009 gestarteten Programms.
Das „International Network on Small Hydro Power“ (IN-SHP), diese in China beheimatete Kleinwasserkraftanlagenvereinigung werde technische Hilfestellung geben, wurde ausgerechnet in Hangzhou (ebenfalls China) verkündet. Ein Schelm, wer als ersten Wunsch hinter dieser Entwicklungshilfe vermutet: „Die Firmen im Unterstützerland sollen Geld verdienen.“
Dabei ist dieses Denken seit Jahrzehnten in den „alten“ Entwicklungshilfe-Geberländern aus Europa und Amerika ganz normal. Und so zeigt LURA nur: Auch China hat wirklich begriffen, wie Marktwirtschaft weltweit funktioniert. Ob Walter Danner diesen Eigennutz anprangern will, wenn er nicht mit allem einverstanden ist, was als „gut für die Menschen in den Entwicklungsländern“ angepriesen wird?
Kontakte
Dipl.-Ing. Walter Danner
Leiter Fachausschuss Biogas in der DGS
Haberskirchner Straße 16
94436 Simbach/Ruhstorf
T: 09954-90240
w.danner(at)t-online.de
Alexander Varghese
UNIDO Representative for Kenya and Eritrea
P.O. Box 41609. 00100 GPO,
UN Complex - Room Q-118
Nairobi, Kenya,
T: +254-20-762 4369,
A.Varghese(at)UNIDO.org
Heinz Wraneschitz