Big was Beautiful - Größe ist Gefahr
In dem zurückliegenden Jahrzehnt hat sich ein Trend entwickelt. In einer komplexen Welt setzt man auf Größe und demonstriert damit Stärke. Die allgegenwärtige Ratlosigkeit über das „Wie soll es weitergehen?“ wird damit kaschiert. Was aber haben uns große Strukturen und Organisationen mit ihren Versprechungen gebracht, die zumeist von Männern regiert werden, die ihren Ruhm und ihre Macht auf immer kürzere Zeit geliehen haben?
Too big to fail – in der Finanzpolitik:
Wir haben Banken, die so groß geworden sind, dass sich ihre Mitarbeiter auf der eigennützigen Jagd nach Provisionen jeden Fehltritt leisten können, da die Politik Stürze dieser Finanzartistenstets mit einem weichen Korb voller Geld auffängt. Wenn der Korb zu klein wird, dann wird mal schnell am Sonntagabend ein neues Polster in der Größe von drei Staatshaushalten gedruckt.
GAU gibt’s nicht – in der Atomtechnik:
Die Katastrophe von Tschernobyl gilt als die schwerste nukleare Havarie und als eine der schlimmsten Umweltkatastrophen aller Zeiten. Hintergrund dieser waren grundlegende Mängel in der Konstruktion des Reaktors sowie Planungs- und Bedienungsfehler.Der Unfall führte bei einer nicht genau bekannten Zahl von Menschen zum Tod. Die Situation in der Asse als Atommüllkippe deutet nicht darauf hin, dass es in der Deutschen Atomwirtschaft gänzlich andere Zustände gibt. Trotzdem soll die Laufzeitverlängerung aus wirtschaftlichen Gründen durchgeführt werden, denn Politik und Großindustrie bestimmen scheinbar die Grenzen der Sicherheit, nicht die Physik.
Zombies der Marktwirtschaft –die Automobilkonzerne:
Wir haben die großen Automobilkonzerne, die sich hartnäckig der Zukunft einer nachhaltigen Mobilität verweigern. Innovationen werden mit beiden Beinen blockiert. Wenn die Auswirkungen der verfehlten Modellpolitik sichtbar werden, müssen öffentliche Gelder dafür herhalten um in Zukunftsmärkten allenfalls als Co-Partner der Chinesen mithalten zu können.
Drill Baby Drill –Nachlässigkeit und Kostendruck in der Ölindustrie:
Wir haben Mitarbeiter von Ölkonzernen, die eigene Sicherheitsregeln aushebeln, damit Provisionen und Gewinn noch vor dem Öl sprudeln. Auch hier wird der Schaden durch die Allgemeinheit getragen, selbst wenn die Finanzmärkte eilig versichern, dass die Gewinne des letzten Jahres von BP ausreichten, um zwei Katastrophen dieser Größenordnung zu finanzieren.
Verwalter des Versagens –die Politik als Scherbenkehrer:
Der mächtigste Mann der Erde, US-Präsident Barack Obama,bohrte seine Finger zuletzt nachdenklich in den ölverseuchten Schlick am Strand von Lousiana. Hier wird deutlich, dass sein Machteinfluss lediglich auf Menschen wie seine über eine Million Soldaten einschüchternd wirkt. Naturgewalten, die Finanzmärkte und die Realität lässt dies jedoch völlig unbeeindruckt.
Auch wenn bis heute unklar ist, wann der Ölfluss aus der Bohrung je gestoppt wird, ist eines sicher: Die Katastrophe der Deepwater Horizon wird die Welt fossiler Brennstoffe nachhaltig verändern Es wird sie verändern wie das bereits die Automobilkrise die Welt des Autos, die Finanzkrise die Wirtschaft und Tschernobyl den Glauben an die Atomkraft getan hat. Leider wird von allen Beteiligten mit Machtpositionen bis zuletzt alles daran gesetzt werden, die eingetretenen Schäden erst schleichend sichtbar werden zu lassen.
Wer also nicht abwarten möchte, bis das Ausmaß aller Abgründe der Welt im Detail vermessen ist, und das Scheitern verkündet wird, sollte selber handeln.
Selbst ist der Versorger! Gerade bei Sonnenenergie.
Dr. Jan Kai Dobelmann