Die Energiewende am Standort Deutschland
Während ich dieses Vorwort schreibe, scheint draußen zum ersten Mal seit langem wieder die Sonne, die Temperaturen klettern in den angenehmen Frühlingsbereich. Ganz aktuell sind auch die Meldungen, dass durch eine weitere Kühlwasserstörung im japanischen Atomkraftwerk Fukushima ein Leck entstanden ist, 120 Tonnen radioaktives Wasser liefen dadurch in den Boden. Die dortigen Aufräumarbeiten werden noch Jahrzehnte dauern, über die Kosten wird nirgends diskutiert.
Die Wirtschaftswoche fragt im aktuellen Green-Newsletter: „Energiewende: Scheitert das Jahrhundertprojekt diesen Sommer?“ Man begründet die Fragestellung mit dem Argument, dass sich derzeit Politik, Wirtschaft und Bürger nicht einigen können, welche Ziele hinter dem Begriff der Energiewende stecken.
Und der Eindruck täuscht nicht: Sowohl die Diskussion um das EEG selbst, um Minister Altmaiers Strompreisbremse und auch das Verschieben des Speicherförderprogramms der KfW zeigt den Zustand des Projektes deutlich: Ein Konzept ist nicht zu erkennen.
Dabei wurde bereits einiges erreicht: Der Anteil der Erneuerbaren Energie steigt stetig, auch der lange und harte Winter ging ohne Blackouts oder andere Energieprobleme vorbei. Deutschland hat im vergangenen Jahr rekordverdächtige Energiemengen – auch von erneuerbarem Strom – exportiert.
Dazu ist Deutschland nicht allein auf dem Weg der Energiewende, es gibt viele globale Beispiele:
- Nachdem in Australien noch 2008 rund 84 Prozent des Stromes aus Kohle erzeugt wurde, ist dieser Anteil inzwischen unter 75 Prozent gefallen. Neben dem Rückgang des Stromverbrauches ist das auch auf einen Anteil von inzwischen 12,5 Prozent aus erneuerbaren Quellen zurückzuführen. Im vergangenen Jahr wurde außerdem eine CO2-Steuer eingeführt, die zu einer Verteuerung der konventionellen Energie geführt hat.
- Im südbrasilianischen Belo Horizonte wird mit Unterstützung der KfW-Bank bis zur Fußball-WM 2014 eine 1,4 MW große PV-Anlage auf das dortige Stadion aufgebaut.
- In Dänemark ist seit Anfang 2013 der Einbau von Öl- und Gasheizungen bei Neubauten untersagt. Bei Heizungsmodernisierungen muss Holz, Biogas oder eine Wärmepumpe eingesetzt werden.
- Zwei japanische Öl- und Energiekonzerne haben Anfang diesen Jahres ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, um an Ölhäfen und Öldepots PV-Anlagen mit zusammen 260 MW aufzubauen.
Damit verschiebt sich in diesem Jahr das Gewicht weiter: Waren im Jahr 2008 noch 80?% des PV-Weltmarktes in Europa, so werden nach einer Prognose des amerikanischen Marktforschers iSuppli nur noch 40 Prozent sein. Der Gesamtzubau 2013 wird mit 35 GW (gegenüber 32 GW in 2012) prognostiziert. China wird zum weltweit größten Solarmarkt aufsteigen.
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Jörg Sutter