Solarwärme-Renditen
Neben hausgemachten Schwierigkeiten* wird als Grund für die unbefriedigenden Absatzzahlen von Solarwärmeheizungen gerne folgendes Argument ins Feld geführt: Solarthermie ist im Gegensatz zu PV einfach nicht wirtschaftlich!
Sind es die vergleichsweise hohen Investitionskosten der Solarheizung oder liegt es an der mangelnden Phantasie des Verbrauchers, der sich exorbitante Ölpreise einfach nicht vorstellen mag. Womöglich ist es die Kombination aus beidem, weshalb der Riese nicht aus seinen Dämmerzustand aufwacht. Gerne gibt man auch der unstetigen Bereitstellung von Fördergeldern die Schuld. In der Ausgabe 4/2010 der SONNENENERGIE hatten wir allerdings aufgezeigt, dass die Anzahl der Förderanträge bei der BAFA jahrelang nahezu im Einklang mit dem Preis für das Barrel Öl schwang. Bis auf die letzten zwei Jahre war das zumindest der Fall. Jedoch selbst ein Zweijahreshoch des Heizölpreises führt bei der Branche nur zu leiser Hoffnung.
Wirtschaftlichkeit berechnen
Es gab schon unzählige Versuche Solarwärme wirtschaftlich zu rechnen. Leider bediente man sich dabei meist statischer Methoden oder holte sich gar Rat beim berühmten Milchmädchen. Für eine fundierte Berechnung von Wirtschaftlichkeit sollte man jedoch ausschließlich dynamische Methoden verwenden. Als mögliche Varianten stehen hier das Kapitalwertverfahren, die Endwert- oder die Annuitätenmethode zur Auswahl. Bei ersterer werden die zu erwartenden Einnahmen auf den Investitionszeitpunkt bezogen. Bleibt nach Abzug der Investitionskosten ein Rest, lohnt sich die Anlage. Beim Endwertverfahren wird ausgerechnet, was nach Ablauf der „Lebenszeit“ auf dem „Konto“ übrig bleibt. Beim dritten Verfahren bedient man sich dem so genannten Annuitätsfaktor, der die jährliche Belastung bei einer angenommenen Abschreibungszeit und einem effektiven Zinssatz für das eingesetzte Kapital errechnet.
Es fällt schwer sich vorzustellen, dass der dreistufige Vertrieb von Wärmetechnik seinen Kunden eine solche Berechnung begreiflich machen kann.
Solarer Wertverlust
Einen gänzlich anderen Ansatz hat sich Timo Leukefeld von Solifer in Freiberg ausgedacht um transparent den Unterschied zwischen Solarstrom und Solarwärme aufzuzeigen. Die Faszination Solarstrom liegt nicht zuletzt darin, dass der PV-Nutzer Einnahmen erhält, während auf der anderen Seite „nur“ Einsparungen zu verbuchen sind. Vergleicht man eine 20-jährige Nutzung beider Technologien fällt zunächst nicht auf, dass sich die Inflation bei beiden genau entgegengesetzt auswirkt. Betrachtet man einen Euro, so wird das jedoch schnell deutlich. Nach zwanzig Jahren ist die Kaufkraft entsprechend gesunken. Bekam man 1990 für 1.300 € noch 5.000 Liter Heizöl so waren es 2010 nur noch 1.850 Liter.
Diese Diskrepanz verdeutlicht die Grafik auf dieser Seite. Als Ausgangslage wurde eine jährliche Einspeisevergütung in Höhe von 650 € und eine jährliche Einsparung von 650 € aufgetragen. Unter Berücksichtigung moderater Inflationsraten und Preissteigerungen bleiben dem PV-Nutzer im zwanzigsten Jahr noch 443 bzw. 296 € Kaufkraft übrig. Bei der Solarwärme ist die Kaufkraftentwicklung genau umgekehrt. Aus den anfänglich 650 € sind nach 20 Jahren 1.159 bzw. 1.723 € geworden.
Tipp: das Symposium Solarthermische Anlagen widmet sich dieses Jahr ausführlich diesem Thema: Am Donnerstag, 12. Mai 2011 diskutiert die Branche in Kloster Banz u.a. über Wirtschaftlichkeitsbewertung und Renditen bei Solarwärmeanlagen.
* (siehe Artikel "Wacht der schlafende Riese noch mal auf?" in dieser Ausgabe)
Matthias Hüttmann