Innovation für die Solare Zukunft
2. Solarthermie-Technologiekonferenz: Am 26. und 27. Januar 2010 fand in Berlin die zweite Solarthermie-Technologiekonferenz der Deutschen Solarthermie-Technologieplattform (DSTTP) statt. Das Motto dieses Jahr: „Innovationen für die solare Zukunft“. Rund 200 Experten aus Politik, Wissenschaft und Industrie nahmen an der Konferenz teil. In über 50 Kurzbeiträgen zu den Themen grundlagen- und anwendungsorientierte Innovationen unterstrichen Forschungsinstitute, Universitäten und Industrie den Forschungsbedarf in der Solarthermie und stellten interessante Projekte und Entwicklungen vor. Ein großes Augenmerk lag hierbei auf der Materialforschung, der Speicherung und der Kombination der Solarthermie mit Wärmepumpen, aber auch auf Kollektorweiterentwicklung sowie den Themen Stagnation und Anlagenüberwachung.
Perspektiven und politische Rahmenbedingungen
Prof. Jean-Marie Bemtgen von der EU-Kommission, Referat Energie, Technologie und Forschungskoordination, DG TREN wies darauf hin, dass „business as usual“ nicht ausreiche. Die Solarthermie-Branche solle nach Möglichkeit bis spätestens Sommer 2010 einen glaubwürdigen aber auch ambitionierten Forschungsstrategieplan für 2011–2013 erstellen. „Je besser der Strategieplan, desto höher die Förderung der EU“ betonte Bemtgen.
Thomas Volz, Leiter der Produktgruppe Solarthermie bei der Bosch Thermotechnik GmbH, wies auf die Grenzen der Solarthermie hin. Er erinnerte daran, dass hohe Kosten im Produktbereich und bei der Installation mit einer geringen Akzeptanz beim Nutzer einhergehen.
Gerhard Stryi-Hipp, Leiter der DSTTP wie auch der Abteilungen Energiepolitik und Thermische Kollektoren und Anwendungen beim Fraunhofer-Institut Solare Energiesysteme ISE, berichtete unter anderem, dass sich das von Bemtgen geforderte Strategiepapier in der Endredaktion befinde. Die Forschungsausgaben aus Bundesmitteln für den Bereich Niedertemperatur-Solarthermie (NTST) lagen 2008 bei 5,7 Mio.€ . Dies seien jedoch nur 5,9% des gesamten Forschungshaushaltes 2008 für erneuerbare Energien. Stryi-Hipp forderte eine kontinuierliche Steigerung der Forschungsfördermittel auf 40 Mio. € bis 2013 und damit etwa das Siebenfache der 2008 ausbezahlten Mittel.
Zuvor sprach sich die Bundestagsabgeordnete Maria Flachsbarth, Vorstandsmitglied der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag und Berichterstatterin erneuerbare Energien, für eine Weiterführung des Marktanreizprogramms (MAP) aus. 2009 förderte die Bundesregierung den Bau von ca. 163.000 solarthermischen Anlagen. Das entspricht einem Fördervolumen von etwa 136 Mio. €, womit rund 1,5 Mrd. € Investitionen ausgelöst wurden. Zur Integration von Bestandsgebäuden in das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) äußerte sie sich zurückhaltend. „Die Verantwortlichen haben Angst, dass eine Änderung des Gesetzes in Richtung Bestandsgebäude noch mehr Zurückhaltung hervorrufen kann“, erläuterte Flachsbarth. Sie bestätigte die Zahlen von Stryi-Hipp bezüglich der dürftig bemessenen Bundesmittel zur Forschungsförderung für die NTST und sprach weiterhin von derzeit 7 Mio. € Neubewilligungsvolumen zur Forschungsförderung der NTST für 2010.
Auch die Forschungsfördergelder der EU für die Solarthermie waren in der Vergangenheit äußerst knapp bemessen. Bemtgen berichtete, dass im Rahmen des Strategieplans für Energietechnologie der Europäischen Union (SET Plan) in dem Forschungsplan FP6 (2002–2006) nur etwa 1,9 Mio. € für die NTST zur Verfügung standen. Im Forschungsplan FP7 (2007–2013) waren dies bis 2009 immerhin 12,2 Mio. €.
Nationale Forschungspolitik
Ullrich Bruchmann vom Referat Forschung und Entwicklung im Bereich erneuerbarer Energien beim BMU berichtete über die Erarbeitung des neuen Energieforschungsprogramms und bekräftigte dass ein „klimapolitischer Strukturwandel notwendig sei“. Bruchmann sieht es als zwingend an, Architekten, Planer und Nutzer frühzeitig in Planungsprozesse einzubinden, von der Solarthermie zu überzeugen und die Kompetenzen aller Beteiligten auszubauen. Weiterhin sieht er ein großes Potenzial in der Werbung durch überzeugende Kommunikation. So hätte er beispielsweise in der letzten Ausgabe des Spiegel keine Werbung zum Thema Solarthermie gesehen. Auch national sei (mehr) Wettbewerb erforderlich, forderte Bruchmann. Weiterhin müsse die Industrie verstärkt Eigenmittel in die Forschung investieren.
Dagegen wehrte sich die Industrie. Bernd Hafner von der Viessmann GmbH wies darauf hin, dass die von Bruchmann geforderte Investition von etwa 5% des Umsatzes in öffentliche Projekte nicht möglich sei, eine „interne Forschung“ in dieser Höhe jedoch durchaus üblich. Man wolle seine Innovationen nicht frühzeitig veröffentlicht sehen.
Helmut Jäger von der Solvis GmbH & Co KG und Vorstand beim Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW) wählte noch deutlichere Worte und verwies auf die von Solvis betriebene Marktforschung. „Der durchschnittliche Deutsche befasst sich ein bis zwei Mal in seinem Leben mit seiner Heizung“ sagt Jäger. Dies, wie natürlich auch die Werbekosten in Zeitschriften wie z.B. dem Spiegel seien der Grund dafür, dass Solvis und voraussichtlich auch die ganze Branche hier keine Werbung schaltet. Zum Thema Finanzierung wies er darauf hin, dass z.B. die Kampagne „Woche der Sonne“ mittlerweile zu 100% von der Branche getragen wird, während in Österreich etwa 5 Mio. € für Werbung und Kampagnen aus Fördermitteln zur Verfügung gestellt werden. Jäger identifizierte die konventionellen Energiepreise als ein Hemmnis für den Kauf einer solarthermischen Anlage. So stehe und falle z.B. die Nutzung der kostenlosen Energieberatungsplattform CO2-Online (www.co2online.de) mit dem Ölpreis.
Podiumsdiskussion
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion waren sich die Teilnehmer darüber einig, dass die Branche beim Kunden ein Bewusstsein für die Solarthermie erzeugen muss, dass weitere Forschung und Entwicklung notwendig ist und vor allem dass der Solarthermiemarkt eine kontinuierliche und zuverlässige Förderung braucht. Außerdem gelte es, die Systemintegration auf die verschiedenen Gebäudetypen zu optimieren und schärfere Forderungen an die Gebäude in der Energieeinsparverordnung (EnEV) festzulegen. Hinderlich für den weiteren Ausbau der Solarthermie seien neben den niedrigen Energiepreisen aus konventioneller Energie nach wie vor der zu geringe Zuwachs an akademischem und handwerklichem Nachwuchs, wenn es um den Einsatz solarthermischer Technologien geht.
Gerhard Stryi-Hipp schloss die Tagung mit der Anmerkung, dass die Förderung der DSTTP durch das BMU im Rahmen des Projektes TechnoSol auslaufe, eine Weiterführung der Plattform jedoch unabdingbar sei. Der Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V. (BDH) und der BSW seien auf der Suche nach Alternativen. Stryi-Hipp forderte die Industrie und die Verbände dazu auf, die Plattform zu erhalten.
Die Präsentationen der 2. Solarthermie-Technologiekonferenz sollen in Kürze sowohl in schriftlicher Form als auch in Form von Filmaufnahmen der einzelnen Beiträge auf der Homepage der DSTTP verfügbar sein.
Markus Metz