Brandschutz – ein heißes Thema in der Photovoltaik
Fachforum am 17. Mai im Bauzentrum München Das Bauzentrum München hat am 17. Mai ein aktuelles Fachforum zum Brandschutz bei Photovoltaikanlagen (PVA) durchgeführt. In der vom Leiter des Bauzentrums München, Roland Gräbel, organisierten Veranstaltung waren eine Reihe von Experten zu diesem Thema geladen.
Die Feuerwehr löscht auch Gebäude mit PV-Anlagen
Zu Beginn der Veranstaltung legte Dipl.-Ing. Horst Thiem von der Branddirektion München der Münchener Berufsfeuerwehr die Anforderungen der Feuerwehr an PVA im Brandfall dar. In seinen Augen ist für eine gefahrlose Durchführung des Löschvorgangs eine saubere Dokumentation der Anlage mit ihren Bestandteilen wesentlich. Diese sollte der Feuerwehr umgehend am Einsatzort zugänglich gemacht werden. Seine Grundsatzaussage, dass die Feuerwehr immer einen Löschangriff starten wird, wurde von vielen Teilnehmern angesichts der Debatte um ein kontrolliertes Abbrennen von Häusern mit PVA mit Erleichterung aufgenommen. Leider musste Herr Thiem einschränken, dass dies zwar uneingeschränkt für die in städtischen Gebieten vorhandenen Berufsfeuerwehren gilt. Dies gilt noch nicht für alle freiwilligen Feuerwehren, bei denen letztendlich die örtlichen Kommandanten über Löscheinsätze entscheiden, dort gäbe es stellenweise noch Informationsdefizite.
Rechtsanwalt Fabian Gerstner diskutierte im darauffolgenden Fachbeitrag die juristischen Anforderungen an den Brandschutz, die auf Errichter und Betreiber von PVA zukommen. Hierbei erörterte er die Rechtsfolgen auf Basis der Landesbauordnung Bayerns und kam zu dem Schluss, dass die Verantwortung der Errichter durchaus in den vorhandenen Rechtsnormen geregelt ist, obwohl dort oftmals kein direkter Bezug zu finden ist.
Normen und Novellen
Florian Reil vom TÜV Rheinland erläuterte die vorhandenen Normanforderungen von PVA und gab einen Ausblick auf die derzeitigen Entwicklungen bei der Regulierung. Interessant ist hierbei die Tatsache, dass auch der TÜV strukturelle Lücken in den derzeit flächendeckend genutzten IEC Richtlinien sieht und sich deshalb aktiv an der Gestaltung neuer Regelwerke zur Überprüfung der Langzeitbeständigkeit von PV-Modulen beteiligt. Ebenfalls untersucht der TÜV derzeit intensiv in einem mit Bundesmitteln geförderten Projekt die Brandneigung von Solarmodulen und erforscht Möglichkeiten, einen verbesserten Brandschutz zu erreichen.
Im Anschluss stellte Dr. Jan Kai Dobelmann von der RAL Gütegemeinschaft Solarenergieanlagen e.V. die Inhalte der Novelle des RAL Güteschutzes (RAL-GZ 966) vor. Das Regelwerk wurde in intensiver Zusammenarbeit mit dem Gesamtverband der deutschen Versicherer überarbeitet. Durch die eingebettete Bestellmöglichkeit nach RAL-GZ 966 für Auftraggeber und Auftragnehmer werden konkrete Hinweise gegeben, wie Brand- und Blitzschutz an Photovoltaikanlagen auszuführen sind. Somit ist es möglich, eine dauerhafte Funktion und einen umfassenden Versicherungsschutz zu gewährleisten. Die Novelle der RAL-GZ 966 wird im Herbst dieses Jahres rechtskräftig erscheinen.
Abschließend berichtete Andreas Lietz von der Praxis eines Versicherungsmaklers. Seine Schwierigkeiten liegen vor allem darin, Schadensfälle von PVA mit der Deckung übereinzubringen. Er zeigte an Beispiel der Forderungen unterschiedlicher Versicherer auf, wie kontrovers der Schutz von Anlagen und die Übernahme von Haftungsrisiken durch Versicherer interpretiert werden.
Das Fachforum des Bauzentrums München ist eine wiederkehrende Veranstaltung, die den Erfahrungsaustausch von Fachleuten zu unterschiedlichen Themen in der Region München organisiert.
Dr. Jan-Kai Dobelmann