Energiekampagne im Gastgewerbe
So nähern sich Hotels dem Thema Energieeffizienz: Steigende Energiepreise, aber auch die Nachfrage der Kunden nach umweltschonenden Maßnahmen in den Hotels und Gaststätten veranlassen die Betreiber den Energieverbrauch in ihren Betrieben zu überdenken. Die Energiekampagne Gastgewerbe 1) bietet hier einen Anlaufpunkt für Beratung, Austausch und Durchführung von neuen Konzepten und entwickelt gegenwärtig ein System zur Prämierung, um das Engagement des Betriebes für den Umweltschutz transparenter zu gestalten. Im März 2006 startete der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) die Energiekampagne Gastgewerbe mit dem Ziel den Energieverbrauch in Hotels und Gaststätten zu reduzieren. Die Kampagne versteht sich als ein Informationsportal, welches den Hotel- und Gaststättenbetreibern von einfachen Tipps zum Energiesparen über den Informationsaustausch zwischen den Betrieben bis hin zu Rechenprogrammen zur Wirtschaftlichkeit einzelner Investitionen bietet. Dabei arbeiten die DEHOGA Landesverbände mit regional ansässigen Energieberatern zusammen, wodurch den Betrieben kostengünstige Beratungen geboten werden.
Energiesparen leicht gemacht
Durchschnittlich fünf Prozent des Betriebsumsatzes werden in Hotels und Gaststätten für Energie ausgegeben. Mit steigenden Energiepreisen wird diese Zahl steigen. Die DEHOGA setzt bei ihrer Kampagne bei Energiesparmaßnahmen an. Diese sind in der Broschüre „Energiesparen leicht gemacht“ zu finden 2). Die Broschüre beinhaltet einfache, kostengünstige Maßnahmen. Es wird anhand erfolgreich umgesetzter Beispiele wie der Prozessoptimierung, der Anschaffung neuer energieeffizienter Geräte für die Kühlung von Speisen und Getränken, Einsparungen in der Wäscherei und weiteren Bereichen praxisnah aufgeklärt. Weiter informiert die Broschüre über die Erstellung eines Energiekonzeptes für den Betrieb wie den Einsatz Erneuerbarer Energien am Beispiel einer Schwimmbadbeheizung. Die oftmals kostengünstige Variante des Energie-Contractings (siehe auch Artikel in dieser Ausgabe) wird ebenso erläutert. Am Ende werden zahlreiche Finanzierungsprogramme für die Realisierung verschiedener Maßnahmen geboten.
Die Umsetzung in Thüringen
Von den 183.500 Betrieben in Deutschland erreichte die Kampagne bisher über 5.000. In Thüringen beteiligen sich 152 Gastronome und Hoteliers der rund 1400 DEHOGA Mitgliedsbetriebe. Bernd Balzarek, Energieberater des LV Thüringen der DEHOGA, beschreibt die Situation im Gastgewerbe als nicht unproblematisch. Er setzt vor allem auf den direkten Kontakt mit den Unternehmern. In Thüringen startete die Kampagne mit einer Reihe von Informationsveranstaltungen, Publikationen durch Flyer, Newsletter und Sondernewsletter, wobei insbesondere durch letztere immer ein großes Publikum angesprochen wurde. Nach der Einschätzung Balzareks, wurden mit der Energiekampagne bisher zu wenige erreicht. Als Hauptursache sieht er die sich fast wöchentlich ändernden Finanzierungsprogramme und den Zeitaufwand, den Interessierte betreiben müssten, um sich umfassend zu informieren. Große Kampagnen sind aus seiner Sicht jedoch wichtig, um immer wieder auf das Problem aufmerksam zu machen. Die Lösung liegt allerdings in der individuellen Beratung jedes einzelnen Unternehmens. Er selbst macht die Initial- und Detailberatung in den Betrieben, wohin er überwiegend durch Mundpropaganda gelangt. Diese Beratungen werden größtenteils durch KfW Zuschüsse von 80 Prozent für Initialberatungen und 60 Prozent für Detailberatungen gefördert. Diese Zuschüsse animieren viele Betriebe Beratungsleistungen in Anspruch zu nehmen und ein individuelles Energiekonzept entwickeln zu lassen. Prinzipiell besteht ein hohes Interesse unter Gastronomen und Hoteliers den Energieverbrauch zu senken, jedoch scheitern ca. 80 Prozent der Projekte an der Finanzierung. Der Energieberater kritisiert neben der häufigen Änderung der Programme auch die Form der Darlehen. Insgesamt sollte das Finanzierungssystem vereinfacht werden und verweist dabei auf die Prognos-Studie „Rolle und Bedeutung von Energieeffizienz und Energiedienstleistungen in KMU“ 3) aus dem Jahr 2010. Balzarek sieht die Problematik im Gastgewerbe als einen Kreislauf. Würden die Finanzierungsprogramme vereinfacht, würden sich die Unternehmer vermehrt mit dem Thema auseinandersetzen. Somit könnten wiederum mehr Vorzeigeobjekte geschaffen werden, die dann als Multiplikatoren dienen.
Österreich macht es vor
Eines der beispielhaften Projekte ist im Waldhotel Berghof in Luisental 4) zu finden. Das Hotel versorgt sich seit 2010 selbstständig durch eine Hackschnitzelheizung. Die Anregung hierzu fand der Unternehmer Jörg Rudolph durch österreichische Kollegen, die ihre Betriebe bereits seit längerem umgestellt hatten und dadurch hohe Einsparungen erzielen 5). So beschäftigte sich Rudolph selbst einige Jahre intensiv mit der Reduzierung der Energiekosten. Der Erfahrungsaustausch mit den Kollegen in Verbindung mit Eigenengagement führte letztendlich zu einer kompetenten Fachberatung: Rudolph wandte sich 2008 an den Landesverband Thüringen der DEHOGA. Als Ergebnis einer Analyse des Betriebs bzw. der Örtlichkeiten entstand schließlich eine Hackschnitzelheizung. Die Bereitung des Warmwasser- und Heizbedarf des Hotels erfolgt seitdem unabhängig vom regionalen Gasanbieter.
Im Laufe der Untersuchung wurden auch andere Möglichkeiten der Stromversorgung in Erwägung gezogen. Allerdings müssen hierfür auch die Randbedingungen stimmen. Im Falle des Waldhotels Berghof war die Erstellung des neuen Energiekonzeptes mit einer Erweiterung des Wellnessbereiches verbunden. Der Überlegung eine solarthermische Anlage zu installieren, standen die lange Amortisationsszeit von ca. 15 bis 20 Jahren und die täglichen Produktionszeiten entgegen. Der höchste Bedarf an Warmwasser in einem Hotel ist in den Morgen- und Abendstunden. Da Solaranlagen nachts jedoch nicht produzieren, hätte der morgendliche Bedarf aus anderen Energiequellen gedeckt werden müssen, was wirtschaftlich nicht sinnvoll gewesen wäre. Die Amortisationszeit der Hackschnitzelanlage beträgt rund 6 Jahre. Der ursprüngliche Energieverbrauch des Hotels von 1,5 GWH jährlich wurde durch diese um 50 Prozent reduziert.
Das Thema Energieeffizienz und Erneuerbare Energie ist auch dem Rhönforum e.V. wichtig. Mit der Energieinitiative Rhön rief das Rhönforum eine Initiative ins Leben, die der Thüringer Rhön dabei helfen soll die Erneuerbaren Energien regional stärker zu verbreiten. Um die Vertreter aus dem Hotel und Gastgewerbe in der Rhön zu erreichen hat das Rhönforum den LV Thüringen der DGS beauftragt in Kooperation mit dem LV Thüringen der DEHOGA im ersten Quartal 2011 einen Workshop zu Energieeffizienz in Hotels und Gaststätten in der Rhönlandscheune in Dermbach durchzuführen.
Für die Erarbeitung des Artikels sprach Cindy Völler mit Bernd Balzarek.
Fußnoten
- Die Energiekampagne Gastgewerbe ist die zentrale Kompetenzstelle
des DEHOGA Bundesverbands
für Energieeffizienz in Hotels und Gaststätten,
www.energiekampagne-gastgewerbe.de - Download der Broschüre:
www.dehoga-bundesverband.de/fileadmin/Inhaltsbilder/Publikationen/Energiebrschuere_2011.pdf - Download der Studie:
www.prognos.com/fileadmin/pdf/publikationsdatenbank/Prognos_
Rolle_und_Bedeutung_von_Energieeffizienz_und_
Energiedienstleistungen_in_KMU.pdf - www.waldhotel-berghof.de
- E. Tanzer, AHGZ-Druckausgabe Nr. 2009/35, 29. 08.09
- Infokampagne Energieeffizienz für KMU: www.dgs.de/energieeffizienz.html
Cindy Völler