DGS-Aktiv
Grosol-Auslegungsworkshop, Bürgerplattform NeuYork, Maxx-Solar Academy Südafrika, Bangla German Solar Academy, Landesverband Oberbayern, Die Sonne mit allen Sinnen erfassen, Zwischen Rohrdommel und Zander
1. Grosol-Auslegungsworkshop: Dimensionierung von großen solarthermischen Anlagen
Seit einigen Jahren veranstaltet die DGS-Franken Seminare und Vorträge zum Thema Große solarthermische Anlagen. Ende letzten Jahres fand ein Workshop statt, der schwerpunktmäßig das Dimensionieren von großen solarthermischen Anlagen von ca. 15 m2 Kollektorfläche bis etwa 100 m2 zum Thema hatte.
Praxisnahe Vorgehensweise
Direkt nach der Vorstellung der Teilnehmer, die aus den unterschiedlichsten Branchen kamen, folgte eine Vor-Ort-Begehung. Hintergrund: Eine gute Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten sorgt für eine gute Datenbasis, die letztendlich ein gutes Dimensionieren möglich macht. Neben den bautechnischen, geometrischen und anlagetechnischen Parametern sind natürlich vor allem die Verbrauchsdaten eines Gebäudes sehr wichtig. Nur so ist es möglich, verlässliche Rückschlüsse auf den Energiebedarf, insbesondere den jährlichen Warmwasserbedarf, zu ziehen. Dieser bildet schließlich die Grundlage für die spätere Auslegung der Kollektorfläche einer künftigen Solaranlage. Leider ist es aber gerade in der Praxis oft schwer, an verwertbare Verbrauchsdaten zu kommen, wie einige Teilnehmer berichteten. Deswegen wird in diesen Fällen eine Bemessung des tatsächlichen Warmwasserverbrauchs des Objektes empfohlen.
Simulation
Den Teilnehmern standen zeitlich begrenzte Versionen der Simulationsprogramme T*sol und Polysun zur Verfügung, so dass sie selbst aktiv mitarbeiten konnten und ein Gefühl für die Dimensionierungsarbeit mit zwei verschiedenen Programmen entwickeln konnten. Es gab mehrere praktische Dimensionierungsübungen, die z.T. aufeinander aufbauten: Begonnen wurde mit der Auslegung einer Warmwasseranlage, dann wurde die Heizung miteinbezogen. Die Kollektorfläche und die Speichervolumina vergrößert, bis sich hohe Deckungsraten von 50% und darüber erreichen ließen. Hinweis: Es reicht meist nicht aus, die Komponenten einfach zu vergrößern, vielmehr bedarf es viel Erfahrung und auch ein paar kleiner technischen Kniffe in der Anwendung der Programme. Herr Brönner, Vertriebsleiter Deutschland von Polysun, stand dabei mit Rat und Tat zur Seite. Die Übungen und die Ergebnisse wurden diskutiert, die Teilnehmer und die Referenten konnten so auch ihre Erfahrungen aus dem Berufsalltag mit einbringen und austauschen.
Gleiche Daten – unterschiedliche Ergebnisse
Großes Erstaunen riefen die sehr unterschiedlichen Resultate bei den Softwareprogrammen hervor: Bei Eingabe gleicher Parameter wichen die Ergebnisse beim solaren Deckungsgrad um bis zu 1/3 ab. Das liegt vor allem daran, dass die Schnittstelle für den solaren Ertrag des Anlagensystems unterschiedlich definiert ist. So wird die Systemgrenze im Solarkreis oder eben nach dem Speicher angesetzt. Eine allgemeingültig definierte Schnittstelle wäre hier sehr wünschenswert. Das wird gerade auch von Fachexperten gefordert, die momentan dabei sind, im Rahmen der VDI 2169 Kennwerte zu bilden, um eine seriöse Anlagenbewertung für Solarthermie möglich zu machen. Nicht zu vergessen: Jede Software arbeite nur so gut wie der, der davor sitzt. Mitdenken ist immer angesagt und ein breites Fachwissen meist hilfreich.
Als Auflockerung zwischen den Auslegungsübungen hatten die Teilnehmer die Gelegenheit eine gebaute große solarthermische Anlage zu besichtigen: Der Veranstaltungsort, das Caritas-Pirckheimer-Tagungshaus, verfügt seit 2010 über eine 75 m2 große Kollektoranlage auf dem Dach und vier großen 1.500 l Pufferspeichern im Keller.
Zum Abschluss standen noch Gebäude auf dem Programm, die sich zumindest wärmetechnisch vollständig regenerativ versorgen. Dabei wurden Sonnenhäuser, mit über 50% Deckung und Biomassezuheizung, aber auch Häuser mit Erdsonden-Wärmepumpen, gekoppelt mit Solarthermie betrachtet. Selbst hochkomplexe Systeme mit Abwärmenutzungen sind softwaretechnisch darstellbar, erklärt Herr Brönner, allerdings müsste es dafür einen eigenen Workshop geben.
Eine nächste Veranstaltung zum Thema Grosol ist auch schon geplant: Im Rahmen der Solarakademie Franken findet am 17. und 18. April 2012 ein Seminar zum Thema Große Solarthermieanlagen für Prozesswärme und solare Kühlung statt.
Autorin: Anna Bedal
2. Bürgerplattform NeuYORK: Erneuerbare Technologien und Bürgerbeteiligung
Die Rolle des Bürgers bei der Einführung neuer Technologien ist, soweit nicht mit finanziellem Einsatz verbunden, auf seine Einbeziehung in Planungsprozesse begrenzt. Wie der Transfer von Wissen um mögliche technische Lösungen, Quartiersplanung und Entwicklung von Bürgerinteressen gelingen kann, wird an Hand einer dafür erstellten Internet-Bürgerplattform beschrieben. Es handelt sich um ein offenes Projekt, das eine Ergänzung des Angebotes auch für die Stadt und bestehende Interessengruppen sein soll. Ohne finanzielle Mittel, mit ausschließlich frei nutzbarer Software und mittlerem Arbeitseinsatz entstanden, möchte es auch für andere Stadtplanungsprojekte eine Anregung sein.
Quartiersplanung im öffentlichen Interesse
Durch den Abzug der englischen Streitkräfte aus Münster werden verschiedene städtische Flächen zukünftig zivil nutzbar. Auf einer dieser Flächen befindet sich die YORK-Kaserne im Stadtteil Münster-Gremmendorf, die, beginnend mit diesem Jahr, von den Streitkräften verlassen wird. Das 50 ha große Gelände wird im Süden auf einer Fläche von 35 ha durch fast ausschließlich denkmalgeschützte Reihenhäuser aus dem Jahr 1932 bestimmt. Im Norden wurden leichte Zweckbauten wie Garagen, Lagerhallen und Versorgungsstellen errichtet.
Durch Lage und Größe des Geländes ist die zukünftige Nutzung von großem Interesse, nicht nur für die Anwohner. Neben Informationen zum Gelände wünschen sich die Bürger einen Platz für die Diskussion und eine Beteiligung am Planungsverfahrens.
Die Bürgerplattform als offenes Konzept für städtische Planungsprozesse
Um ein Angebot für den Bürger zu schaffen, das den Ansprüchen an Information und Beteiligung bei der Quartiersplanung entspricht, wurde die Bürgerplattform NeuYORK eingerichtet. Im Bereich Information werden entsprechende Daten zum Gelände, der Nutzung und bestehenden Bebauung gegeben. Art und Umfang der Informationen entsprechen den notwendigen Daten für den jeweils aktuellen Planungsschritt. Der städtische Planungsprozess wird abgebildet, verlinkt und kommentiert. Hier ist die Einforderung von Transparenz und Verständlichkeit Grundlage und eigener Anspruch. Angebote der Beteiligung gibt es vielfältige, darunter:
- Mitarbeit an der Bürgerplattform (gestaltend, administrativ, inhaltliche Überarbeitung)
- Einstellen von Fachbeiträgen zu Teilplanungskonzepten
- Entwicklung und Einbringung von Bürgeranträgen (§24 GO NRW)
- Verfassen eigener Textbeiträge
- Diskussions-, Bewertungs- und Kommentierungsfunktionen
Die DGS-Sektion Münster und Nütec e.V. tragen durch fachliche Beiträge und ihre Firmenkontakte dazu bei, nachhaltige Energie- und Stoffkreislaufkonzepte in den Planungsprozess einzubringen.
Jeder, der über moderne Konzepte der Quartiersplanung informieren kann, hat die Möglichkeit, eigene Fachbeiträge zu Themen der Planung einzureichen und zur Diskussion zu stellen. Alle dazu notwendigen Informationen, darunter eine Darstellung der bestehenden Energieversorgung (Stand 2010), sind auf der Bürgerplattform zu finden, inklusive einer Vorlage für die Fachbeiträge.
Die Plattform wird am 01.02.2012 zunächst für die inhaltliche Überarbeitung und erste Beiträge aus Planungsamt, politischen Gremien, Vereinen und ausgewählten Bürgern freigeschaltet. Die offene Nutzung ist für Anfang März und vorab auf Nachfrage geplant.
Für Fragen zu der Bürgerplattform stehen wir unter der Mailadresse
bpny(at)muenster.org zur Verfügung. Link: www.muenster.org/buergerplattform-neuyork
Autor: Michael Jochmann
3. Maxx-solar academy Südafrika: DGS SolarSchule Thüringen und maxx-solar auf dem Weg nach Südafrika
Es ist Dienstagnachmittag, der 21. Januar, und die Hortkinder des Gemeindezentrums ITemba Labantu im Township Phillipi kommen aus der Schule. Ihr Erzieher hat ihnen für diesen Nachmittag eine Überraschung versprochen. Mit großer Neugier und ein bisschen Respekt vor der Technik lauschen die Kinder den Ausführungen von Antje Klauß-Vorreiter und Manja Schubert vom DGS Landesverband Thüringen. Das DGS Team zeigte den Kindern kleine Solarzellen und erklärt ihnen, dass diese Zellen, ebenso wie die Zellen in den Modulen der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Hospitals des Gemeindezentrums, das Licht der Sonne in Strom umwandeln können. Und um das unter Beweis zu stellen, werden in kleinen Experimenten erst eine Hupe und dann ein Motor mit den kleinen Solarzellen betrieben. Besonders viel Spaß hat es den Kindern gemacht, mit dem Sunstick der Firma LeX-solar (Bild 2) verschiedenen Farbscheiben zu bewegen. Im Klassenraum bauten sie den Sunstick zusammen und in der Sonne probierten sie ihn aus. Auf die Frage, warum sich der durch eine kleine Solarzelle angetriebene Motor im Klassenraum nicht dreht, antworteten die Kinder: „Weil hier keine Sonne scheint.“
Dies war die zweite Veranstaltung, welche auf Initiative und unter Begleitung des Geschäftsführers Dieter Ortmann und zwei seiner Mitarbeiter von maxx-solar & energie sowie der DGS zum Thema Solarstrom im Gemeindezentrum stattfand. Bereits im Mai 2011 schulten wir Klempner-Lehrlinge, die im Gemeindezentrum ihre Ausbildung absolvierten. Aktuell werden im Gemeindezentrum Klempner mit einem Schwerpunkt auf Solarthermie und KFZ-Mechaniker ausgebildet. Diese Ausbildung gibt den schwarzen Jugendlichen die Möglichkeit, einen Job zu bekommen und ihre Lebenssituation zu verbessern. Das Gemeindezentrum befindet sich im Township Philippi, in dem, wie in den anderen Townships Südafrika, Arbeitslosigkeit, Armut und Aids das tägliche Leben begleiten. Durch das Bildungs- und Ausbildungsangebot will das Gemeindezentrum iThemba Labantu helfen, die dortige Arbeit wird ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der maxx-solar academy werden. Neben den Seminaren für Schüler und Lehrlinge soll das Gemeindezentraum auch im Aufbau eines Solateurkurses unterstützt werden. Das praktische Anschauungsobjekt, eine 5,32 kWp Solaranlage ist bereits seit 30.03.2011 in Betrieb. Dank der Initiative und Unterstützung der maxx-solar und der Modulspende von Bosch konnten in den letzten 10 Monaten 6.575 KWh Strom für das Gemeindezentrum solar produziert werden.
maxx-solar academy Südafrika
Der LV Thüringen der DGS und maxx-solar bieten ab 2012 Weiterbildung im Bereich Photovoltaik in Südafrika an. Unterstützt werden sie dabei durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Rahmen des durch die Deutsche Entwicklungs- und Investitionsgesellschaft (DEG) betreuten Programms „developpp.de Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft“. Bis spätestens Ende 2013 soll die maxx-solar academy dann auf eigenen Füßen stehen.
Im Januar 2012 besuchten Dieter Ortmann, Geschäftsführer der maxx-solar, Antje Klauß-Vorreiter, Vorsitzende des LV Thüringen der DGS und Leiterin der DGS SolarSchule Thüringen und Manja Schubert, freie Mitarbeiterin des LV Thüringen der DGS, südafrikanische Erneuerbare Energien Organisationen und deutsche Wirtschaftsvertretungen in der südafrikanischen Provinz Western Cape (Westkap), um strategische Partner für den Aufbau der maxx-solar academy in Südafrika zu finden.
In den verschiedenen Gesprächen mit lokalen Akteuren wurde uns der wachsende Bedarf an Weiterbildungsprogrammen für den Bereich Photovoltaik bestätigt. Zwar werden seit vielen Jahren Aufdachanlagen in Südafrika gebaut, in der Provinz Western Cape z.B. geht man von einer installierten Leistung von ca. 2 MW PV Strom aus, eine Vergütung für diesen Strom oder steuerliche Vorteile hierfür gibt es jedoch nicht. Vielmehr nutzen die Anlagenbetreiber den Strom, wenn er anfällt oder speisen ihn mittels ihrer Zweirichtungszähler ins Netz ein, wodurch die Stromrechnung am Ende des Jahres günstiger ausfällt. Mit dem „Renewable Energy Power Producer Procurement Programme“ dass 2011 verabschiedet wird, geht das Land jedoch neue Wege. Mit diesem Programm möchte die Regierung Erneuerbarer Energien Kraftwerke mit einer Kapazität von 3.725 MW aufbauen und so 10.000 GWh grünen Strom produzieren. Allein 1.450 MW sollen mittels Photovoltaik (PV) generiert werden. Die erste Ausschreibung zu diesen Projekten ist bereits abgeschlossen. Es wurden 18 PV Projekte mit einer Gesamtleistung von 631,5 MW ausgewählt. Diese müssen bis Ende 2013 gebaut und in Betrieb genommen werden. Hier will die maxx-solar academy ansetzten. Auch Robin Thomson vom Kapstadt Büro der Sustainable Energy Society South Africa (SESSA) sieht den „größten Ausbildungsbedarf im Bereich Photovoltaik aktuell im Kraftwerksbau und Betrieb.“ Seiner Meinung nach „wird der Markt für Aufdachanlagen erst in 18 bis 24 Monaten anspringen“. Diese Annahme bestätigt die Einschätzung des maxx-solar Geschäftsführers Dieter Ortmann, der „durch den Aufbau der maxx-solar academy die nötigen Fachkräfte für den Aufbau des Photovoltaik-Marktes mit hoher Qualität bereitstellen möchte.“ SESSA ist ein gemeinnütziger Verein mit den gleichen Zielen wie die DGS und die südafrikanische Sektion der International Solar Energy Society ISES. Die gemeinsame ISES Mitgliedschaft und die gemeinsamen Zielen verbinden, so dass sich SESSA durchaus vorstellen kann, eine aktive Rolle in der maxx-solar academy zu übernehmen.
Genau wie für die DGS ist Qualität für das Thüringer Unternehmen maxx-solar die wichtigste Grundlage für den erfolgreichen Ausbau der Photovoltaik. Seit 2009 hat das Unternehmen das Gütesiegel RAL GZ 966 in den Bereichen Planung und Ausführung und seit Mai 2011 trägt es als bis dahin erste Firma das blueTÜV-Zertifikat „Fachfirma PV-Anlagen“. Um auch in Südafrika den Ausbau der Photovoltaik gemäß des allgemein anerkannten Stand der Technik zu unterstützen, wollen die DGS Thüringen und maxx-solar mit der maxx-solar academy Southafrica Fachkurse im Bereich Photovoltaik anbieten.
Die ersten Kurse werden im Juli 2012 am College of Cape Town in Kapstadt angeboten. Die Professoren des College möchten eine langfristige Kooperation mit der maxx-solar academy aufbauen, da sie mittelfristig nicht nur den Veranstaltungsort für die Kurse stellen wollen, sondern die Technikerausbildung am College um den Bereich Solartechnik ergänzen möchten.
Die maxx-solar academy wird bereits im März/April 2012 erste Informationsveranstaltungen in Kapstadt und Johannesburg anbieten und dann im Juli 2012 mit dem regulären Kursprogramm beginnen. Geplant sind Kurse für:
- Planer und Bauleiter von Photovoltaik Freiflächenanlagen,
- Betreiber von Photovoltaik Freiflächenanlagen,
- Planer, Installateur und Eigentümer von Photovoltaik Aufdachanlagen,
- Schüler und Lehrlinge im Gemeindezentrum IThemba Labantu und
- Sommerkurse für die Studenten des College of Cape Town.
Das konkrete Kursprogramm wird aktuell erarbeitet und in Kürze unter
www.maxx-energy.co.za veröffentlicht.
Die Kurse werden in Anlehnung an die Kurse der DGS SolarSchule Thüringen und das DGS REEPRO Trainingsprogramm (www.reepro.info) entwickelt. Anfänglich werden die Thüringer Referenten nur in den Bereichen lokaler Markt und Gesetzgebungen durch südafrikanische Referenten unterstützt. Um langfristig vorrangig mit südafrikanischen Referenten arbeiten zu können, ist ein einjähriges „Train the Trainer“ Programm zur Ausbildung lokaler Referenten geplant.
Die Qualität der Kurse in Südafrika möchte sich die maxx-solar academy durch Akkreditierungen entsprechender lokaler Organisationen bestätigen lassen. Mit der maxx-solar academy wollen die DGS Thüringen und maxx-solar einen Beitrag zum nachhaltigen Ausbau der Erneuerbaren Energien in Südafrika leisten.
Der Aufbau der Maxx Solarakademie wird gefördert durch das PPP Programm des BMZ.
Autorin: Antje Klauß-Vorreiter
4. Bangla German Solar Academy: Eine DGS SolarSchule in Chittagong
Bangladesch gehört nach wie vor zu den ärmsten und mit über 142 Millionen Einwohnern, bevölkerungsreichsten Ländern der Welt. Die Wirtschaft des Landes ist auf solidem Wachstumskurs. Das Haushaltsjahr 2010 (Juli 2009 bis Juni 2010) hat mit real sechs Prozent die Prognosen übertroffen (2009: 5,9%). Dienstleistungen sowie der Bau-, Energie- und Wassersektor wuchsen überdurchschnittlich.
Dennoch sieht sich die wirtschaftliche Entwicklung in der Realität nach wie vor mit erschwerenden Faktoren konfrontiert. Die unzureichende Stromversorgung stellt dabei eines der Hauptprobleme dar. Dies hat weitreichende Konsequenzen. Viele Einwohner verfügen über keinen direkten Anschluss an das Netz, insbesondere das produzierende Gewerbe als aufstrebender Wirtschaftszweig leidet unter den häufigen Stromausfällen. Die Wertschöpfung wird in hohem Maße beeinträchtigt, was wiederum zu mangelnder Wettbewerbsfähigkeit führt. Die Verluste hierdurch betragen pro Jahr 1,33 Milliarden Dollar. Daher ist ein stabiles Stromnetz sowohl für eine effizient arbeitende Wirtschaft als auch für eine Normalisierung des öffentlichen Lebens unerlässlich.
Insbesondere die Photovoltaik spielt für die zukünftige Energieversorgung des Landes eine entscheidende Rolle. Die Technik ist ausgereift, die Preise für PV-Systeme in den letzten drei Jahren um fast 50% gefallen. Hinzu kommt, dass die solare Einstrahlung in Bangladesh nicht nur sehr hoch 1) sondern auch besonders gleichmäßig über das Jahr verteilt ist. Dies ermöglicht eine kontinuierliche Nutzung von PV-Anlagen. Darüber hinaus wird durch ein intaktes Energieversorgungssystem eine unabdingbare Vorraussetzung für die dauerhafte Bekämpfung der Armut im Lande gewährleistet. Der Ausbau und die Verbreitung von regenerativen Energien, vor allem von Solarstrom, sind ein zukunftsorientierter Weg, der die geschilderten Probleme langfristig und nachhaltig lösen kann.
Derzeit steht die breite Markteinführung der Erneuerbaren Energien erst am Anfang. Für die weitere Entwicklung ist es unabdingbar, dass Photovoltaik-Anlagen optimal geplant, installiert, betrieben und gewartet werden. Hierfür wird ausgebildetes und fachmännisches Personal benötigt, das momentan in Bangladesh noch nicht ausreichend vorzufinden ist.
Dies hat der LV Berlin BRB der DGS zum Anlass genommen, ein develoPPP-Projekt zu starten, das von der Sequa gGmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) gefördert wird. Die Aus- und Weiterbildung qualifizierter Fachkräfte soll so unterstützt werden. Das Vorhaben hat im Dezember 2011 begonnen und wird Mitte Dezember 2013 abgeschlossen sein.
Das Hauptziel des Projektes ist die Verbesserung des Zugangs zu Aus-, Weiterbildungs- und Beratungsmöglichkeiten im Bereich Erneuerbarer Energien für potentielle Anlagenbetreiber, Investoren und Nutzer in Bangladesch. Zu diesem Zweck wird in Zusammenarbeit mit der ortsansässigen Partnerorganisation Rural Community Development Society (RCDS) das Schulungszentrum Bangla German Solar Academy in Chittagong gegründet. Die DGS konzipiert im Rahmen des Projektes mit der RCDS bedarfsgerechte Lehrpläne und entsprechendes Lehrmaterial. Darüber hinaus schulen Dozenten der Solarschule Berlin im Rahmen von ToT- Maßnahmen Mitarbeiter der RCDS, die dann zukünftig an der Bangla German Solar Academy die Aus- und Weiterbildungen für potentielle Fachkräfte aus dem Bereich Erneuerbare Energien durchführen. Durch das Netzwerk der RCDS soll das Ausbildungsangebot anschließend weiteren Schulungszentren in Bangladesch zur Verfügung gestellt werden.
Autor: Dr. Uwe Hartmann
5. Die Sonne mit allen Sinnen erfassen
Der Ausbau der Photovoltaik in Deutschland geht bisher ungebremst weiter, allein 2011 waren es ca. 7.500 MW. Doch diese Anlagen sind meist auf Dächern oder hinter Zäunen schwer erreichbar angebracht. Der für uns wichtige emotionale Zugang findet meist nicht statt – hier kann die Kunst weiterhelfen, um Sonnenenergie „erlebbar“ zu machen.
Eine technisch ästhetische Skulptur, bestehend aus recycelten Fahrradrahmen, einem Solarmodul, einem Antriebsmotor, einer Drehvorrichtung mit bunten Bändern und einer Messeinrichtung laden den Betrachter zum Mitmachen ein. Standort wird ein öffentlicher Platz in Baunatal bei Kassel sein.
Mit Hilfe der Skulptur können folgende Erkenntnisse gewonnen werden:
- Welche Leistungsveränderung ergibt sich bei Drehung um die vertikale Achse?
- Wie wirkt sich diese Veränderung auf die optisch und akustisch wahrnehmbare Drehvorrichtung aus?
- Wie viel technische Anlagen existieren in der Stadt – welchen Rang nimmt dabei die Stadt in der „Solarbundesliga“ ein?
- Welche emissions- und CO2-freie Energiemengen entstehen dadurch?
Somit kann die Skulptur wesentlich zur Aufklärung und Information gerade bei Jugendlichen, Laien und Interessierten beitragen.
Idee und Realisierung: Willi Volmar, Baunatal, Januar 2012
6. Neuer Landesverband Oberbayern will mehr Vernetzung
Mit den Neuwahlen im Oktober 2011 hat der Landesverband Oberbayern der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. seine Tätigkeit aufgenommen. 26 Mitglieder der DGS-Sektion München-Südbayern nahmen an der Gründungsversammlung im Münchner Bauzentrum teil. Der achte Landesverband der DGS ist seit Dezember 2010 im Vereinsregister registriert.
Erste Vorsitzende des Landesverbandes ist Cigdem Sanalmis. Die Solarteurin und Energieberaterin ist seit 2005 aktives Mitglied der DGS-Sektion München-Südbayern. Bis November 2011 fungierte sie als stellvertretende Vorsitzende der Sektion. Erster stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes ist Robert Häusl, Projektmanager und seit drei Jahren Mitglied in der DGS. Zum zweiten stellvertretenden Vorsitzenden wurde Hermann Ramsauer gewählt. Der Diplom-Ingenieur und Wirtschaftsingenieur ist seit vielen Jahren in der Sektion München-Oberbayern aktiv und organisierte beispielsweise mehrere Jahre die Vortragsreihe der Sektion.
Tätigkeitsschwerpunkte des LV Oberbayern sind die Aus- und Weiterbildung, die Teilnahme an Messen sowie eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. Geplant sind unter anderem Vorträge und Seminare, nach Möglichkeit in Kooperation mit anderen Einrichtungen und Institutionen. Weiterhin will der Landesverband türkische Bürgerinnen und Bürger in München und Umgebung über Solarenergie informieren. Ein langfristiges Ziel ist eine Photovoltaikanlage, die entweder als vereinseigene Anlage oder als Beteiligungsanlage gebaut werden soll.
„Besonders wichtig ist uns die Vernetzung“, sagt Cigdem Sanalmis. „Wir wollen Fachkompetenzen von DGS-Aktiv-Mitgliedern bündeln und den Austausch untereinander fördern.“ Ziel ist es, das Themenspektrum über die Solartechnik hinaus auszuweiten und verstärkt über andere Themenfelder wie Biomasse, Elektromobilität und Kraftwärmekoppelung zu informieren. Darüber hinaus will der Landesverband die Zusammenarbeit der Münchner Solarplaner und -installateure intensivieren, um auf diese Weise den Zubau an Solaranlagen in München zu steigern.
Eine erste Kooperation gibt es mit dem DGS-Landesverband Franken und dem Solarenergie-Kompetenzzentrum solid in Fürth. Gemeinsam mit dem Landesverband Oberbayern laden diese im März zu einem eintägigen Fachforum zum Thema Große solarthermische Anlagen (Grosol) in das Münchener Bauzentrum ein.
„Aktive Mitglieder sind gesucht“, lädt Sanalmis zur Mitarbeit im Landesverband Oberbayern ein. Interessenten können per E-Mail unter sansolar@mnet-online.de oder unter der Rufnummer 0162/47?35?898 Kontakt aufnehmen. Die Website wird derzeit erstellt.
Autorin: Ina Röpcke
7. Zwischen Rohrdommel und Zander: Ökologische und nachhaltige Gestaltung eines Ferienhauses
Fährt man in Mecklenburg Vorpommern auf der B 198 Richtung Osten (Mirow, Neustrelitz), so passiert man den größten deutschen Binnensee – die Müritz (117 km2), mit dem im NO liegenden Nationalpark. Bis zum Jahr 1993 donnerten hier die MIG Jäger der GUS im Landeanflug den an der Bundesstraße liegenden Flugplatz Lärz an. Vom Tisch sind seit 2010 die Pläne der Bundesluftwaffe, diesen Terror mit dem Luft-Boden-Schiessplatz in der benachbarten Kyritz-Ruppiner Heide fortzusetzen.
Idee
Nach der Wiedervereinigung und den freien Reisemöglichkeiten in Deutschland haben Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Solartechnik Kassel e.V. (ASK) das Doppelhaus in der Waldsiedlung Rechlin mit dem Ziel erworben, dieses als ökologisches Niedrigenergiehaus und nach Erkenntnissen der Baubiologie zu sanieren. Dabei sollte sowohl Solarthermie als auch Photovoltaik Anwendung finden. Das Haus soll in seiner Ausführung und der Materialauswahl Anregung geben und Vorbild für ökologisches Bauen und Sanieren sein. Familien und Gruppen können bei kurzen Anreisewegen (auch mit der Bahn) naturnah und nachhaltig Urlaub machen.
Geschichte
Die Waldsiedlung Rechlin entstand in den 30er Jahren für die Erprobungsstelle der Luftwaffe, nachdem bereits 1917 Versuchsflugzeuge starteten. Nach dem Krieg waren in den Häusern Offiziersfamilien der GUS-Streitkräfte untergebracht. Nach der Wende wurden die Gebäude über die Treuhand verkauft, alle Straßen und Versorgungsleitungen erneuert und mehrere Wohnblöcke aus der Nachkriegszeit ganz abgetragen.
Gebäudesanierung/Wärmedämmung
Beim „Entkernen“ des Gebäudes wurde uns der bevorstehende Umfang der Sanierung bewusst: Außer der Dachhaut, dem Dachstuhl, den Decken, Treppen und dem Mauerwerk musste alles erneuert werden, da seit 1945 keine Renovierung vorgenommen worden war. Die Wärmedämmung mit Zellulosedämmflocken wurde sowohl in das Dach als auch in der Außenwanddämmung eingeblasen, Holzfenster mit Wärmeschutzverglasung, Holztüren (innen und außen) und Holzfußböden aus OSB Platten zeigen eine vernünftige Ökobilanz.
Heizung/Technik
Gasbrennwerttechnik als Dachheizzentrale, modulierend mit 600 l Speicher im Keller. Für die Warmwasser-Solaranlage sind 14 m2 Flachkollektoren in das Dach (Ostseite) integriert. Durch die Solaranlage können etwa 5.000 kWh Primärenergie (ca. 500 l Öl) pro Jahr eingespart werden. Das zu erwärmende Trinkwasser strömt durch einen „Durchlauferhitzer“, der im oberen Teil des Speichers sitzt. Dadurch können sich keine „Legionellenkeime“ bilden. Die Zirkulation des Trinkwarmwassers findet nur nach Anforderung (Taster neben dem Bad) statt. Die Gasherde sparen gegenüber Elektroherden ca. 2/3 der Primärenergie ein. Rohrinstallation Heizung: Kupfer; Warm-, Kalt- u. Regenwasser: Kunststoff. Die Elektroinstallation wurde über vier Unterverteilungen in den Wohnungen jeweils mit FI-Schalter ausgeführt. Hier besteht die Möglichkeit der Freischaltung. Getrennte Energiemessung über Zähler im Keller.
Photovoltaik unerwünscht
Der krönende Abschluss sollte 2006 eine kleine PV-Anlage (1kW) mit Netzeinspeisung sein. Diese Anlage musste jedoch nach einem langen Rechtsstreit mit der Denkmalschutzbehörde 2009 wieder abgebaut werden, wegen einer „drastischen Zerstörung des Erscheinungsbildes des Denkmals“ .
Behindertengerechte Ausstattung
Eine EG-Wohnung ist für Rollstuhlbenutzer ausgelegt und besitzt extra breite Türen und entsprechende Griffe und einen Sitz im Badezimmer.
Seminare
Das Haus bietet in vier Wohnungen mit jeweils zwei Schlafzimmern Platz für 16 Personen. Der große, beheizte Kellerraum mit Schultafel und OH-Projektor ermöglicht die Durchführung von Seminaren.
Sauna
Eine separate Sauna im Garten (mit Zellulose gedämmt) erlaubt gesundes Schwitzen mit anschließender Kaltdusche.
Skulptur
Aus einem Eichenstamm im Garten wurde durch den Bildhauer Martin Schaub, Rotenburg a.d. Fulda, eine Eule gestaltet. Ein „Solarfrosch“ im Garten schafft den ersten Kontakt zur Anwendung der Sonnenenergie für Kinder. Durch Drehen des Moduls kann die Richtungsabhängigkeit erprobt werden.
Fahrräder/Boote
Fahrräder für groß und klein stehen bereit. Kanu und Kajak erlauben Ausflüge auf die kleine Müritz.
Anfahrt/Urlaub
Nur 150 km von Berlin entfernt erreicht man Rechlin über die A 19 und B 198. Die klimafreundlichere Anreise per Bahn führt über Neustrelitz nach Mirow und von dort per Bus bzw. Taxi nach Rechlin.
Näheres zum Haus und zur Belegung unter
www.mueritz-haus.de oder unter www.fewo-direkt.de/Deutschland/Mecklenburgische-Seenplatte/urlaub-ferienwohnung-Rechlin/40484.htm
DGS Mitglieder erhalten außerhalb der Ferienzeiten einen Sonderpreis.
Autor: Heino Kirchhof