Banz schön viel los im Kloster
25. Symposium Photovoltaische Solarenergie, Kloster Banz: Etwa 400 Seminarteilnehmer können im Kloster Banz ohne Anstrengung tagen, gut 800 stellen die Obergrenze dar, ca. 900 haben sich in den Fluren und Zimmern verteilt und wahrscheinlich wären weit über 1.000 gekommen. Wer im Kloster übernachten will, muss zwei Jahre vorher reservieren, wer nicht mit dem Shuttle-Bus zum Essen in den Ort fahren möchte muss sich durchaus ein halbes Jahr vorher angemeldet haben. Auf eine einfach Formel gebracht, macht das aber gerade den Erfolg des Symposiums Photovoltaische Solarenergie aus: Jeder ist da, man kennt sich und trifft sich alle Jahre wieder in Banz, keiner kann weg, denn wo will man abends oder während der Veranstaltung schon hin, das Kloster liegt gut ab vom Schuss und: man trifft sich, denn es ist so voll, dass man gar nicht anders kann, als sich ständig über den Weg zu laufen.
Zum 25sten mal fand dieses Jahr das Symposium Photovoltaische Solarenergie im Kloster Banz in Bad Staffelstein statt. Der fachliche Leiter der Tagung, Dr. Michael Powalla vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) beschreibt das Symposium in seiner Einführung als das bedeutendste Treffen der anwendungsnahen Szene aus Forschung, Wissenschaft und Politik im deutschsprachigen Raum. „Photovoltaik ist energiewirtschaftlich relevant geworden“. Zwar wird in Deutschland im Durchschnitt erst jede hundertste Kilowattstunde solarelektrisch erzeugt, bei Fortschreibung des Wachstums der Branche werden es in 10 Jahren jedoch deutlich mehr sein. Frau Dr. Karin Freier vom BMU (Bundesministerium für Umwelt) rechnet bis 2020 mit 6,4% Solarstrom im deutschen Netz – im Jahresdurchschnitt wohl gemerkt. Aber bereits heute müssten, wenn an guten Tagen die Sonne über Deutschland lacht, Grundlastkraftwerke über Mittag abgeschaltet werden. So eminent ist die Menge an eingespeistem Solarstrom bereits jetzt, berichtete Prof. Volker Quaschning in seinem Vortrag. Da das technisch nicht sinnvoll ist, wird man in Zukunft noch öfter über Photovoltaik sprechen als dies bisher schon der Fall ist.
Wachstum gewünscht
Wenn die Branche wie erhofft weiter stabil wachsen soll müssen die Rahmenbedingungen vor allem durch die Politik entsprechend vorgegeben werden. Die Vergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) spielt hier eine ganz entscheidende Rolle. Da die Systempreise gegenüber 2009 um über 30% gefallen sind, möchte der Gesetzgeber die Vergütung außerplanmäßig den Anlagenpreisen anpassen. Ein zusätzlicher Degressionssprung für den 1. Juli 2010 ist bekanntlich im Gespräch. Das BMU plant dazu noch weitere Änderungen im EEG. Die Zielmarke des Zubaus soll z.B. trotz eines zusätzlichen Degressionssprungs von 1,7 GW auf 3,5 GW pro Jahr mehr als verdoppelt werden. Ackerflächen sollen womöglich für Freiflächenanlagen nicht mehr zu Verfügung stehen, dafür aber Gewerbe- und Industriegebiete. Auch die Eigenstromnutzung soll stark bevorzugt werden. Wer seinen Netzstrom für 23 Cent pro Kilowattstunde (kWh) kauft hat 2010 bei der Eigenstromnutzung einen Vorteil gegenüber der Volleinspeisung von etwa 3 Cent/kWh. Dieser Vorteil soll auf lukrative 8 Cent/kWh ausgebaut werden. Damit bereitet man den Weg, Solarstrom wirtschaftlich sinnvoll bei hoher Einstrahlung zu speichern und dann später selbst zu verbrauchen. Das wäre gut für den Geldbeutel des Anlagenbetreibers, gut für Netzbetreiber, weil Spitzen ausgeglichen werden, gut für die Allgemeinheit, weil Eigenstromnutzung geringer in der EEG-Wälzungssumme auftauchen und gut für die solare Mobilität, weil die Speicher ja auch ausgezeichnet in Fahrzeugen eingebaut sein können.
Frau Dr. Freier sieht in der Eigenstromnutzung auch ganz besonders die Chance deutscher Unternehmen: Auf das Gebäude abgestimmte Komplettpakete bestehend aus Solaranlage und Speicher. Eine Antwort auf die Frage, warum nicht auch z.B. die häufig genannten Chinesen Komplettsysteme entwickeln könnten, wollte Frau Dr. Freier nicht geben. Günther Cramer, Vorstand beim Wechselrichterhersteller SMA, hält einen Kostenvorteil von 20 Cent/kWh gegenüber der Volleinspeisung für nötig, wenn wir in drei bis vier Jahren billige Speicher haben sollen. Unter der Voraussetzung, dass dabei die heute gut verfügbaren Bleibatterien eingesetzt werden.
Der Markt wächst, auch der inländische?
Viel brennender ist die Frage, wie es nächstes Jahr um den deutschen Solarmarkt bestellt sein wird. Wie sieht es aus, wenn nach der bereits erfolgten Degressionsstufe 2009/2010 (ca. 9%, je nach Standort und Leistung) und der für Sommer angekündigten, schließlich noch die planmäßige zum Jahreswechsel 2010/2011 greift. Herr Cramer sagt dazu „Der Markt wird wachsen und die deutschen Firmen werden nicht daran teilhaben, weil sie die Degression nicht mitgehen können. Damit wird man der deutschen Industrie die Existenz rauben.“
Dabei stehen wir kurz vor einem Durchbruch. Vielleicht noch drei Jahre, dann könnte der Strom aus der Steckdose – bei planmäßiger Weiterführung des EEG – bereits genauso viel (oder auch weniger) kosten wie der Strom aus der Solaranlage. Die Förderung über gesetzlich gesicherte Vergütungen könnte herunter gefahren werden. Man könnte sich verstärkt um Netzintegration, Netzausbau, Speicherung, Gebäudeintegration und viele andere interessante Themen kümmern. Herr Prof. Powalla gibt sich zuversichtlich: „Die PV-Branche wird die nötige Preisreduktion nicht nur durch Massenproduktion, sondern auch durch Innovation schaffen können“
Innovationspreis
Der Wechselrichterhersteller SMA wurde mit dem Innovationspreis für Solar-Produkte ausgezeichnet. Die Neuheiten im SMA Wechselrichter Sunny Tripower überzeugten die Jury. Der neue Multistring-Wechselrichter zeichnet sich einerseits durch ein neues Konzept zur flexiblen Anlagenkonfiguration, zum anderen durch ein einzigartiges Mehrfachsicherheitskonzept aus. Dieses beinhalte eine String-Ausfallerkennung, eine elektronische String-Sicherung sowie eine integrierbare Blitzschutzfunktion, so das Unternehmen. Direkt erwerben kann man das prämierte Produkt jedoch noch nicht.
Knappheit
Neben den Solarmodulen sind mittlerweile ja auch Wechselrichter zu den knappen Gütern zu zählen. Jeder möchte so schnell als möglich seine Anlage ans Netz bekommen, um die Vergütung vor der angekündigten Degressionsstufe mitzunehmen. Auch Montagesysteme und Stecker sollen schon manchmal hoch über dem Preis verkauft worden sein, um die Anlage möglichst schnell oder eben überhaupt fertig zu bekommen. So konnte man in Banz auch von einer neuen Geschäftsidee hören: dem Leih-Wechselrichter. Um eine Anlage ordnungsgemäß ans Netz anschließen zu können und diese damit auch ganz sicher nach EEG in Betrieb zu nehmen, wird ein Wechselrichter benötigt. Diesen kann man nun gegen Entrichtung einer durchaus stattlichen Gebühr bekommen. Den mehr oder minder passenden Wechselrichter erhält man für die Inbetriebnahme, danach wird er wieder demontiert und zum nächsten Kunden gebracht. Ob sich das wirklich zu einem Geschäftsmodell ausbauen lässt, muss man sehen.
Spirit of Energy
Nachdem auf dem letztjährigen OTTI-Solarthermie-Symposium bereits der DGS Ehrenpräsident Adolf Götzberger und Volker Wittwer den „Spirit of Energy“ erhalten hatten wurde diese Ehrung nun auch Udo Möhrstedt, Gründer und Vorstandsvorsitzender der IBC SOLAR AG zuteil. Udo Möhrstedt, so die Jury, hat das Symposium Photovoltaische Solarenergie ins Leben gerufen und kontinuierlich weiterentwickelt. Er hat sich dadurch unermüdlich für die Entwicklung der Photovoltaik eingesetzt.
Dem kann man sich nur anschließen und hoffen, dass nach der Vision, die Photovoltaik-Technologie der breiten Masse zur Verfügung zu stellen, welche Udo Möhrstedt bereits zu Beginn der 80er Jahre hatte, es mit dem Umbau der Energieversorgung auch weiterhin so zügig voran gehen kann wie bislang.
Björn Hemmann