Wer sagt's denn
Die internationale Energieagentur veröffentlicht ihren Fahrplan für Solarwärme und -Kälte für die Zeit bis zum Jahr 2050: Die Inhalte der Solar Heating and Cooling Roadmap sind wenig überraschend. Das Neue ist, dass die Internationale Energieagentur (IEA) ihren Namen unter die Potenzialzahlen und Handlungsempfehlungen setzt. Das lässt darauf hoffen, dass Politiker und Presse den Daten künftig etwas mehr Aufmerksamkeit widmen.
IEA befürwortet SolarwärmeWer durch die Einleitung und das Inhaltsverzeichnis des neuen Dokuments blättert, könnte versucht sein, es schnell beiseite zu legen, denn auf den ersten Blick steht dort wenig Neues: Solarwärme hat ein enormes Potenzial, doch um es zu erschließen müsste man ein paar organisatorische und finanzielle Hindernisse beseitigen. Diese und ähnliche Erkenntnisse haben wir von Verbandssprechern und Firmenchefs, Institutsleitern und Bürgerinitiativlern in den letzten Jahren wieder und wieder gehört. Noch nie kamen diese Zahlen und Handlungsaufforderungen allerdings von der IEA, die nun auf der „International Conference on Solar Heating and Cooling for Buildings and Industry“ in Kalifornien ihre erste Roadmap zum Thema Solarthermie vorstellte.
Peak-Oil zeigt Wirkung
Erst wenige Jahre ist es her, dass sich die IEA in ihrem World Energy Outlook von der Idee des nie versiegenden Erdöls abgewandt hat. 2009 ließ sich zum ersten Mal das Konzept von Peak Oil in ihren Berichten erkennen. Was den meisten SONNENENERGIE-Lesern vermutlich ein alter Hut schien, machte nun Schlagzeilen in den Tageszeitungen. Schließlich stammte es nicht mehr von irgendwelchen Ökofreaks, sondern von einer internationalen Organisation, deren Aufgabe es ursprünglich war, den Industrieländern den Zugang zum Erdöl zu sichern.
Erneuerbare Energien gewinnen an Bedeutung
Ganz so viel Presseresonanz wie der Paradigmenwechsel im World Energy Outlook hat die neue Roadmap für Solarthermie bisher nicht hervorgerufen. „Aber sie zeigt, dass die IEA begriffen hat, dass Erneuerbare Energien wichtig sind“, sagt Uwe Trenkner, der als selbstständiger Consultant für das Solar Heating & Cooling Programme der IEA für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Dabei ist die neue Roadmap für die Solarthermie nur eine von bisher 14 sogenannten Roadmaps für CO2-arme Energietechnologien (zu denen die IEA allerdings auch CCS und Kernenergie zählt). Auch sonst scheint in der IEA Bewegung zu sein, was die Erneuerbaren Energien betrifft. Seit 2008 besteht in der IEA eine eigene Renewable Energy Division. Bis zu jenem Zeitpunkt war die Renewable Energy Unit ein Teil des Büros für Energietechnologien. Das seit 1977 bestehende Solar Heating & Cooling Programme bekam mit China vor wenigen Monaten ein gewichtiges neues Mitglied und im Juli fand in Kalifornien die erste internationale Konferenz des Solarthermieprogramms statt.
Natürlich wird nun nicht über Nacht alles anders. Deutlich wird das schon an dem Satz, der sich standardmäßig unter dem Vorwort findet: „Dieser Bericht gibt die Sicht des IEA-Sekretariats wieder, aber nicht unbedingt die der einzelnen Mitgliedsstaaten.“ Bis aus der Erkenntnis Handlungen werden, stehen also noch zähe Debatten in den Mitgliedsstaaten bevor, bei denen viele Interessensgruppen mitmischen werden.
Aber immerhin: Dass eine Organisation wie die IEA so deutlich für die Solarwärme Position bezieht, hätte man vor wenigen Jahren noch nicht erwartet. In diesem Zusammenhang scheint es nicht mehr langweilig, sondern eher erfreulich, dass die Potenzialzahlen und Handlungsvorschläge den in der Branche wohl bekannten so ähneln.
IEA befürwortet Solarwärme
- Bis zum Jahr 2050 könnte der Beitrag der Solarwärme zur Deckung des weltweiten Energiebedarfs auf 430 Mtoe (=18 Exajoule (EJ) = 18.000.000.000 Gigajoule) steigen. Davon wären 213 MToe (8,9 EJ) für Raumheizung und Heißwasser, 171 MToe (7,2 EJ) für Prozesswärme und 45 MToe (1,9 EJ) für Schwimmbadheizung und solares Kühlen. Insgesamt ein Sechstel des weltweiten Bedarfs an Niedertemperaturwärme könnte die Sonne dann decken.
- Die wichtigste Voraussetzung dafür ist ein langfristiger und stabiler politischer Rahmen.
- Wenn es ein finanzielles Fördersystem gibt, sollte dieses unabhängig vom Haushalt sein, um Stop-and-Go-Förderung zu vermeiden.
- In vielen Ländern scheitert Solarthermie nicht an mangelnder Wirtschaftlichkeit über die Lebensdauer, sondern an der hohen Anfangsinvestition. Auch fehlendes Wissen und Mangel an qualifizierten Installateuren sind wesentlich Hürden.
Eva Augsten