Wünsch Dir was
Bei der Bundestagswahl und dem Wahlkampf ging es vielfach auch um die Themen Energiekosten und Energiewende, aber das ist nun auch schon wieder Geschichte. Der Wettlauf der lautesten und vermeintlich besten Wunschvorstellungen ist vorerst beendet. In einer BEE-Umfrage kurz vor der Wahl wünschten 93 Prozent der Befragten den weiteren zügigen Ausbau der Erneuerbaren Energien – kein Wunder also, dass eine Partei, die in den vergangenen Monaten diesen Wunsch grob missachtete, jetzt nicht mehr im Parlament vertreten ist.
Wir als DGS wünschen uns – unabhängig von der neuen Machtkonstellationen – eine ganze Menge im Bereich der Erneuerbaren Energie, wie ...
- ein klares Bekenntnis zur Energiewende mit einem vernünftigen Fahrplan hin zu 100% Erneuerbarer Energie unter verlässlichen, planbaren Rahmenbedingungen
- eindeutige politische Zuständigkeiten und die breite Einbeziehung der betroffenen Verbände und Bürger
- eine Energiewende auch im Wärmebereich
- ein Strommarktdesign, das den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht behindert
- einen vernünftigen Netzausbau und eine Weiterentwicklung des EEG, bei dem die Kostenumlage und die Industriegeschenke begrenzt werden, der Einspeisevorrang jedoch erhalten bleibt.
- und nicht zuletzt, dass neue Ideen wie die „Guerilla-PV“ eine rasche und unbürokratische Chance bei uns erhalten (Zu diesen Punkten haben wir dem amtierenden Minister Peter Altmaier ein Schreiben mit unserer Zusage der Mitarbeit und einem Gesprächsangebot zugesendet).
Energiewende mit Verstand umsetzen
Energieeinsparungen sind, allein aus Kostengesichtspunkten, für jeden Haushalt und jedes Unternehmen zwingend notwendig. Aufgrund der steigenden Gas- oder Strompreise ist ein Umlenken unumgänglich. Diese Umwälzungen haben jedoch auch für die konventionellen Energien dramatische Konsequenzen. So sollte man nicht übersehen, dass moderne Gaskraftwerke auch mittelfristig noch eine wirtschaftliche Grundlage benötigen, um Leistungsschwankungen auszugleichen. Deshalb werden wir uns ebenso dafür einsetzen, dass nicht, wie in den vergangenen Monaten immer wieder zu beobachten, moderne Gaskraftwerke abgeschaltet werden und im Gegenzug alte Kohlemeiler weiter unnötig viel CO2 in die Luft pusten dürfen.
Neue Entwicklungen fördern
Wir haben uns in diesem Jahr positiv zur Einführung des Speicher-Förderprogrammes der KfW geäußert. Wir werden uns nun dafür einsetzen, dass dieses Markteinführungsprogramm, mit bereits mehr als 1.000 Anträgen, stabil fortgesetzt wird. Auch müssen gleichzeitig Lösungen für die mittelfristige Speicherung von größeren Strommengen gefunden werden. Die Installation von einigen neuen Pumpspeicherwerken genügt dabei nicht, da dadurch nur wenige Minuten des deutschen Stromverbrauches zwischengespeichert werden können. Vielmehr muss erneuerbarer Sonnen- oder Windstrom über Monate gespeichert werden können. Um hier rasch voran zu kommen, fordern wir eine technische und politische Roadmap für Power-to-Gas-Technologie.
Es wird nicht einfach
Dass es auch Widerstand gibt, ist nichts Neues. So hat einen Tag nach Vorlage des aktuellen Klimaberichtes des IPCC der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Dr. Eric Schweitzer, in einem Interview wieder einen Stopp der Förderung für Sonnen- und Windstrom gefordert. Dass die Strompreise für das Gewerbe an der Strombörse durch die großen Mengen von Erneuerbarer Energie immer weiter gesunken sind, wird dabei vom DIHK unterschlagen. Schon allein aus Gründen der Investitionssicherheit brauchen wir das EEG noch einige Zeit. Um alle diese Herausforderungen meistern zu können, bedarf es sicherlich eines langen Atems. Wir werden genau beobachten, welche Priorität die neue Regierung dem Energiethema geben wird. Es wird interessant zu beobachten sein, wie schnell Änderungen, zum Beispiel beim EEG, eingeführt werden und ob ein vernünftiger Netzausbau gelingen mag. Wir sind gespannt und möchten jetzt schon allen Mitstreitern innerhalb und außerhalb der DGS danken, die daran arbeiten, dass zumindest einige unserer Wünsche Realität werden.
Jörg Sutter