Energiewende von unten (Teil 3)
Teil 3: Kombikraftwerke – Neue energiewirtschaftliche und -politische Modelle für die Bürgerenergiebewegung: In Teil 2 der Reihe „Energiewende von unten“ hatten wir begonnen, die technischen und wirtschaftlichen Potenziale eines Strom-Wärme-System aufzuzeigen und mögliche Geschäftsfelder in denen die Bürger davon profitieren können. Dabei wurde deutlich, dass die EEG-Reform der Bundesregierung die Gewinnung erneuerbaren Stroms beschneidet; doch die Energiewende ist nicht nur auf Strom beschränkt. Die Techniken des Strom-Wärme-Systems eröffnen neue Räume für ein Bürgerengagement zur Erzeugung erneuerbarer Wärme. Daraus ergibt sich die Frage, welche sozialen und energiepolitischen Rahmenbedingungen dafür notwendig sind.
Als vorläufige Bilanz des Jahres 2014 kann man feststellen, die Energiewende ist nicht nur im Strombereich ins Stocken geraten, sondern auch im Wärmesektor, weil dort eine dem EEG analoge haushaltsunabhängige Finanzierung erneuerbarer Wärme bisher nicht realisiert wurde. Entsprechende marktbasierte Modelle wurden zwar vorgeschlagen, jedoch weitgehend ignoriert, obwohl sie sich selbst finanzieren und, ähnlich dem EEG, eine Kostendegression für Wärme aus Erneuerbaren Energien ermöglichen könnten. Ein vernünftiges Erneuerbare-Wärmeenergie-Gesetz würde Energieeffizienzmaßnahmen und EE-Wärmegewinnung in der Förderung zusammenführen und Investitionsanreize bieten, welche die Stagnation im Wärmebereich überwinden könnte. Das gegenwärtige EEWärmeG hingegen ist ein ziemlich zahnloser Tiger und verdient seinen Namen nicht.
Die Disproportion zwischen derzeit 25,4% EE-Strom und 12% EE-Wärme ist offensichtlich und muss abgebaut werden, damit die Energiewende nicht in eine systemtechnische und politische Schieflage kommt. Die Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) schreibt in ihrem Jahresbericht 2013 1), dass die Wärmebereitstellung aus Erneuerbaren Energien im Jahr 2013 von rund 128 Mrd. kWh im Vorjahr auf knapp 133 Mrd. kWh angestiegen ist. Der Anteil der Erneuerbaren am gesamten deutschen Wärmeverbrauch lag jedoch im Jahr 2013 mit 9,0% knapp unterhalb des Vorjahrsniveaus von 9,3%. Zwar war dies auch witterungsbedingt, ist aber nichts desto weniger symptomatisch für die gegenwärtige Energiepolitik.
Klimatisch gesehen sollte erneuerbare Wärme in einem Land wie Deutschland eigentlich eine größere Rolle spielen. Denn 60 Prozent des Energieverbrauchs geht in die Wärmegewinnung. Da Strom- und Wärmeerzeugung immer enger zusammenwachsen, dürfte systembedingt der Anteil Erneuerbarer Energie im Wärmebereich zunehmen.
Herausforderungen des Strom-Wärme Systems in der Gebäudetechnik
- In Zukunft kann die solare Wärmegewinnung eine deutlich größere Bedeutung spielen.
- Erstens, weil mit dem Einsatz solarer und erneuerbarer Wärme vor Ort der exergetisch hochwertige Strombedarf reduziert werden kann.
- Zweitens, weil der Flächenbedarf für die Nutzung von solarer Wärme pro Kilowattstunde dreimal kleiner ist als für die Photovoltaik.
- Drittens, weil sie mit einem EEWärmeG auch in Zukunft förderfähig ist.
- Viertens: Zwar sind die anfänglichen Systemkosten für Heizkombinationen meist höher als für konventionelle, dafür aber die Betriebskosten langfristig geringer.
Nach AGEE Stat lag der Zubau von Solarkollektoren 2013 mit ca. 1,02 Mio. m2 Kollektorfläche leicht unter dem Niveau des Vorjahres. Etwa 6,8 Mrd. kWh Wärme wurden 2013 durch Solarthermieanlagen bereitgestellt, das entspricht knapp fünf Prozent der Wärme aus Erneuerbaren Energien bzw. knapp einem halben Prozent des gesamten Wärmeverbrauchs.
Der Zubau von Heizungssystemen auf Basis von Wärmepumpen konnte mit rund 73.000 Stück das Vorjahresniveau abermals erreichen. Insgesamt kletterte der Bestand deutschlandweit auf 790.000 Wärmepumpen. Damit konnten im Jahr 2013 insgesamt gut 9,5 Mrd. kWh Wärme aus Erneuerbaren Energien bereit gestellt werden, dass entspricht sieben Prozent der gesamten erneuerbaren Wärme.
Doch obwohl die Wärmeerzeugung das Schwergewicht beim Energieverbrauch ist, sehen wir seit Jahren, dass relativ günstige finanzielle Bedingungen, technische Weiterentwicklungen und energetische Argumente allein nicht ausreichen, um der erneuerbaren Wärme, insbesondere der Solarwärme zum Durchbruch zu verhelfen. Hier muss genauer hingeschaut werden: Es kommt wohl sehr darauf an, wie die Techniken finanziert und in das jeweilige soziale Umfeld eingebettet werden können.
Zusammen mit bauphysikalischen Maßnahmen kann die Energieversorgung der Neubauten wie der Bestandsgebäude erst mit Erneuerbaren Energien ihre volle Wirkung entfalten. Denn ein geringerer Energiebedarf bringt generell Vorteile für den Einsatz Erneuerbarer Energieträger. Hinzu kommt, dass KWK-Anlagen und Wärmepumpen mit Strom aus Erneuerbaren Energien wirtschaftlich mit höherer Effizienz betrieben werden können.
Durch das Zusammenwachsen von Strom und Wärme auf technischer Ebene findet daher ein Umdenken in der Wohnungswirtschaft statt. Viele Unternehmen würden hier gerne investieren, können dies aber auf Grund der rechtlichen Rahmenbedingungen nicht.
Ein neues Erneuerbares Wärmeenergie Gesetz ist dringend
Hier könnte das so genannte Prämienmodell, das in einer Studie von der Böll-Stiftung vorgeschlagen wurde, einen Fortschritt bringen: Die Studie favorisiert ein marktbasiertes Prämienmodell mit einer Wärme-Umlage. Es ist analog zum EEG auch im Wärmebereich haushaltsunabhängig konzipiert und ermöglicht eine Degression der Kosten für Effizienzmaßnahmen und für die Gewinnung von Wärme aus Erneuerbaren Energien. Die Haushaltsunabhängigkeit gewährleistet langfristige Investitionssicherheit, sodass in neue Produktionsanlagen sowie in kostensenkende Forschung und Entwicklung investiert werden kann.
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Klaus Oberzig/ Dr. Gerd Stadermann