Niemand hat die Absicht eine Energiewende zu machen
Verschwörungstheorien sind ausgesprochener Blödsinn, auch bei der Energiewende. Aber sollte man deshalb annehmen, dass alles in unserem gemeinschaftlichen Sinne geschieht? So manche Anzeichen vermitteln einen anderen Eindruck. Es müssen ja nicht unbedingt konspirative Kräfte wirken, aber welche Interessen und Ziele werden eigentlich verfolgt und was haben wir als die faktischen Protagonisten noch in der eigenen Hand?
In letzter Zeit häufen sich Äußerungen reaktionärer Kräfte, sie erzählen aus vermeintlich längst vergangenen Zeiten. Das Denken aus den grauen Vorzeiten der Energierevolution soll fossile Technologien wieder salonfähig machen. Auch wenn das meiste im Sinne eines common agreement längst abgehakt war, finden sich überall wertkonservative Fürsprecher.
Ich habe eine Meinung, verwirren Sie mich nicht mit Fakten
Erst kürzlich äußerte Gregory H. Boyce von Peabody Energy, einem großen Unternehmen in der Steinkohleförderung, dass fossile Brennstoffe Menschen zu einem längeren und besseren Leben verhelfen. So bestünde eine direkte Korrelation zwischen höherem Einsatz von Kohle und höherem Brutto-Inlandsprodukt. Denn der Nutzen fossiler Energie für die Gesellschaft übersteigt die verursachten sozialen Kosten um den Faktor 50 zu 500. Deshalb hat man auch erhebliche Vorbehalte gegenüber einer fehlgeleiteten Energiepolitik.
Das erinnert an die Äußerungen unseres Energieministers, der erst kürzlich sagte, dass alte Kohlekraftwerke nicht abgeschaltet, sondern modernisiert werden müssen. Ganz abgesehen von weiteren neuen die ans Netz gebracht werden. Nach einem Gespräch mit Vattenfall-Betriebsräten begründete er sein Denken mit der Sorge vor explodierenden Stromkosten, Versorgungsunsicherheit und der Abwanderung großer Teile der Industrie. Und überhaupt: Es gäbe eben einfach noch nicht genug Wind- oder Solarstrom. Warum eigentlich nur?
Kurzfristig sticht Langfristig
Die Energiewende ist viel zu teuer, dass wird uns gebetmühlenartig und mit steigender Frequenz eingetrichtert. Damit soll immer mehr von dem ökologischen Hintergrund einer Energiewende abgelenkt werden. Vielmehr wird für eine „sichere, bezahlbare und intelligente Energiezukunft“ geworben. Sicher im technischen Sinn, weniger im Kontext einer nachhaltigen Versorgung in einer lebenswerten Umwelt. Deshalb erklärt uns Prof. Christian Küchen, IWO-Geschäftsführer, auch dass die Heizölversorgung trotz der aktuellen Krise in der Ukraine gesichert ist. Da Deutschland Erdöl aus rund 30 verschiedenen Ländern importiert, folgert er, bestünden keine einseitigen Abhängigkeiten. Unsere Versorgung ist langfristig sicher. Na dann können wir ja beruhigt zurück in die Vergangenheit. Was schert uns das Klima von morgen.
Klimaschutz kommt später
Dass die Sache mit dem CO2 problematisch ist, wird nicht bestritten, zumindest noch nicht. Deshalb hatte man vor nicht langer Zeit damit begonnen das klimaschädliche Gas in geologischen Formationen bzw. unterirdische Lagerstätten zu speichern. Diese Sequestrierung dient der Reduzierung der Emissionen in die Atmosphäre, die nicht zuletzt durch fossile Kraftwerke hervorgehoben wird. Anstatt umzudenken wollte man diese Technik schnell entwickeln um lästige Klimaschutzauflagen zu erfüllen. Das Thema war in letzter Zeit weniger präsent, bis kürzlich eine Meldung die Runde machte, die durchaus auf Verwunderung stieß. So testet man jetzt in einem Feldversuch nahe Berlin neuestens die Rückförderung. Zwischen 2008 und 2013 hatte man etwa 67.000 t CO2 in eine Tiefe von gut 600m gepumpt. 500 bis 1.000 t sollen jetzt wieder hochgeholt werden. Warum? Vor allem weil man zeigen möchte das dies möglich ist und weil „der Versuch aus wissenschaftlicher Sicht hoch interessant“ sei.
Wer geht eigentlich vorweg?
Man fühlt sich irgendwie nicht für voll genommen, Öl und Gaspreise fallen dank Fracking und alle sind glücklich? Wie in den ulkigen Werbefilmchen unserer Energieversorger, bei denen immer wieder gefragt wird, ob wir Deutschen eigentlich verrückt geworden seien, in dem wir ein ganzes Land umbauen wollen. Eifrig werden dabei mithilfe von Seilen sinnlose Segel aufgestellt. Komplett albern wirken vor allem die solarbetriebenen Vogelscheuchen, eine Metapher auf die kläglichen Versuche von eigensinnigen Aktivisten umweltfreundliche Energie herzustellen? Wer möchte schon eine demokratische Energiewende. Die Aktionäre die unser Land vorweg gehen sehen kaum. Wie fordert uns RWE so schön auf: „Jeder Einzelne kann einen Beitrag für eine sichere, bezahlbare und intelligente Energiezukunft leisten. Davon sollten wir uns nicht aufhalten lassen.
Fazit
Es bleibt dabei: Selbst ist der Energiewender. Wer alles glaubt, was ihm serviert wird, sieht die schleichende Entwicklung nicht. Es soll gar keine Energiewende geben, schon gar keinen Wandel. Dabei hatte sich noch vor Fukushima vieles gut entwickelt. Aber die Atomkatastrophe war mehr ein willkommener Anlass die Sache wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die institutionalisierte Energiewende heuchelt Engagement vor und stellt vielmehr die vermeintlichen Schwierigkeiten in den Vordergrund. Es geht letztendlich nur um Besitzstandswahrung und da ist jedes Mittel recht.