Baustein für Baustein
Bei der Umsetzung der Energiewende können wieder neue Rekorde vermeldet werden: Im ersten Halbjahr 2015 konnten in Deutschland dank höherer Windstromerzeugung über 30 Prozent des Stromverbrauches aus Erneuerbaren Energien gedeckt werden. Auch hat Deutschland im gleichen Zeitraum 25 Terawattstunden (TWh) Strom, so viel wie noch nie, exportiert. Das sind etwa acht Prozent des von Januar bis Juni erzeugten Stroms. Im Vergleich: 2013 waren es 15 TWh, 2014 schon 19 TWh.
Doch wie kann das weitergehen? Sind deutlich größere Anteile möglich? Während das bei uns ein Konferenzthema der Netzbetreiber ist, ist es in unserer unmittelbaren Nachbarschaft einfach Realität: In Dänemark wurden am 9. Juli tagsüber 116 Prozent des Stromverbrauches aus Windkraft erzeugt. Der Überschuss wurde an Deutschland, Norwegen und Schweden exportiert. Als in der folgenden Nacht der Verbrauch sank, stieg der Windanteil auf 140 Prozent. Netzprobleme? Fehlanzeige. Also freie Bahn für noch mehr Erneuerbare Energie im Stromnetz, auch bei uns!
Im niedersächsischen Werlte hat Audi vor einiger Zeit eine Power-to-Gas-Anlage realisiert. Diese 6 MW-Anlage hat mittlerweile auch die Bestätigung des Netzbetreibers Tennet erhalten am Regelenergiemarkt teilzunehmen zu dürfen. Die Anlage muss dabei auf Anforderung bei Netzschwankungen innerhalb weniger Minuten mit Volllast bereitstehen und hilft dann, Frequenzschwankungen auszugleichen. Wieder ein Baustein mehr, die Erneuerbaren Energien in das Energiesystem zu integrieren. Einen ähnlichen Ansatz versuchen sogenannte Schwarmspeicherkonzepte. Mehrere im Schwarm vernetzte Speicher können ebenso als Regelenergie fungieren und Strom in das Netz einspeisen, wenn die stark schwankenden Energieträger Sonne oder Wind gerade nicht zur Verfügung stehen. Lange galt es als Problem der Erneuerbaren Grundlaststrom anbieten zu können. Mit sogenannten intelligent gesteuerten Kombikraftwerken ist dies jedoch bereits heute möglich. Solar-, Wind- und Biogaskraftwerke können schon jetzt einen Beitrag zur Systemstabilität leisten.
Schwerer hat es zurzeit die Solarthermie, die aktuell bei der Auszeichnung von Heizungsgeräten mit Energieeffzienz-Labeln durchfällt. Lesen Sie dazu die Darstellung von Stefan Abrecht hier im Heft. Zwar gibt es auch positive Tendenzen, sieht man sich die jüngsten MAP-Antragszahlen der BAFA vom Juni 2015 an. Mit einem Zuwachs von 32% kann die Solarwärme seit langen wieder mal für positive Schlagzeilen sorgen. Das ist jedoch nichts im Vergleich zur „Konkurrenz“. Auch wenn die Förderanträge für Wärmepumpen in Summe noch unter der Solarthermie liegen, sind hier fast 500% zu verzeichnen.
Für die Energiewende und die Arbeit der DGS ist eines unbedingt notwendig: Menschen, die sich engagieren. Wir haben und daher entschieden, zukünftig in der SONNENENERGIE regelmäßig Personen vorzustellen, die sich für die Sache einsetzen. Den Anfang hier im Heft macht die Vorstellung von Peter Deininger, der bereits seit Jahren die Arbeit der DGS in Münster prägt. Er ist inzwischen in das DGS-Präsidium aufgerückt. Ein Dank sei an dieser Stelle an Antje Klauss-Vorreiter ausgesprochen, die sich jahrelang im Präsidium engagiert hat und sich weiter um Energieprojekte im Ausland kümmern wird.
Jörg Sutter