Große Stromspeicher sind im Kommen
Hilft dem Netz und dem Betreiber: Sie dürfte dem Thema „Energiespeicher“ weiteren Schub verleihen: Die Energy Storage Europe 2016 vom 15. bis 17. März auf der Messe Düsseldorf. Denn parallel zur Fachmesse werden gleich zwei Konferenzen stattfinden, die bislang eher konkurrierten: Die Energy Storage Conference (ESE) und die International Renewable Energy Storage Conference (IRES 2016). Dadurch kommt es nach Veranstalterangaben zum „weltgrößten Konferenzprogramm zu Energiespeichern“ mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Finanzen (auf der 5. Ausgabe der ESE) sowie Wissenschaft und Gesellschaftspolitik (auf der 10. IRES).
Dabei waren „Solarstromspeicher – Energiedienstleister für die regionale und private Energieversorgung“ noch zur Intersolar 2014 eine vage Zukunftshoffnung des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW Solar). Inzwischen werden jede Menge davon produziert, bieten viele Hersteller Ökostromspeicher an.
Ein Grund: „Stromspeichern ist so günstig wie nie“, verspricht beispielsweise Varta. Zumindest für Bayern: Dort senkt das seit letztem Herbst geltende „10.000-Häuser-Programm“ die Investitionskosten für Batteriespeicher „auf wenige 100 Euro“ ab, heißt es vom Hersteller. Und Jürgen Leppig, Energieberater und Vorsitzender des Gebäudeenergieberater-Ingenieure-Handwerker- Bundesverbands GIH e.V., ergänzt: „Jetzt zuschlagen! Noch nie war es so preiswert, selbst erzeugten Strom auch selbst zu verbrauchen.“
Doch Speicher gibt es nicht nur fürs Eigenheim, sondern speziell auch für Netzdienstleistungen: Dabei werden meist Einzelspeicher virtuell zusammengeschaltet.
Ökostromspeicher, in Privatgebäuden oder auf Firmengeländen aufgestellt: Übers Land verteilt, helfen diese, Leitungen in Verteilnetzen vermeiden. Das ist mehr als ein angenehmer Nebeneffekt. Gerade im Süden Deutschlands. Beispiel: Die Region Donauries. Hier gibt es auf bayerischer wie auf Württemberger Seite an die 30.000 dezentrale Solaranlagen, Biogas- oder Windkraftwerke. Laut Frank Hose, Vorstand der EnBW-Tochter Ost-Württemberg Donau Ries AG (ODR), wird schon „40 Prozent des Energieaufkommens (er meint natürlich damit nur Strom, d.Red.) regenerativ bereitgestellt. Mit Riesen-Peaks“, weil die Solar- und Winderzeugung eben nicht kontinuierlich abläuft. Deshalb ist das ODR-Netzgebiet aus Sicht des Bundesverbands Solarwirtschaft BSW eine „Vorreiterregion der Energiewende, in der an 120 Tagen im Jahr mehr Ökostrom erzeugt als ver- braucht wird“.
Für Frank Hoses ODR ist die sehr schnell vollzogene Stromenergiewende gar „nach 100 Jahren Stromversorgung wieder ein revolutionärer Prozess“.
Varta und ODR: „Neue Ideen braucht das Netz!“
Und deshalb probiert die Netztochter der ODR „intelligentere Dinge“ aus, auch wenn die bisher seitens der Bundesnetz- agentur kaum honoriert werden.
Bereits seit Januar 2012 testen ODR und der württembergisch-bayerische Hersteller Varta hier gemeinsam „den Einsatz dezentraler Batteriespeichersysteme im Versorgungsnetz“. Der „Spitzenspeicher Nr. 1“, kurz INESS, steht im Weiler Neuler-Schwenningen zwischen 47 Häusern mit zwei Trafostationen. Der Spitzenlastbedarf liegt bei 176 kW. Doch die Einspeiseleistung der dort installierten PV-Anlagen beträgt 360 kW. Die Hochleistungsakkus mit 63 kWh Kapazität können dem Netz maximal 27 kW ent- ziehen oder zurückspeisen. Das ist zwar „relativ klein. Aber man kann so Netzeffekte sehen, um auf größere schließen zu können“, sagt Frank Hose.
Bei INESS entscheidet das Steuergerät je nach Last, ob die Batterie ge- oder entladen wird. Dabei werden die Wetterbedingungen mit einbezogen. Mit solchen Projekten will ODR „einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten“.
Solar-Hausspeicher dominieren – noch.
Auch heuer wieder wurde (und wird auch dieses Jahr, d.Red.) die Weltleitmesse Intersolar in München dominiert von Batterien, die den Strom aus Solaranlagen im Keller von Häusern in die Nacht retten. Die Hausbesitzer steigern so ihren vom Solardach produzierten Eigenstromanteil. Die Nachfrage ist groß, denn die Ökostrom-Einspeisevergütung für Neuanlagen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG sinkt monatlich,eingekaufter Strom dagegen wird eher teurer.
Doch inzwischen ist nicht nur mehr Vorreiter Varta auf dem Sektor größerer Stromspeicher aktiv: Firmen, die ihre Elektroenergie selbst produzieren wollen, sind potenzielle Kunden für Industriespeicher ab etwa 15 Kilowatt (kW) Leistung und 15 Kilowattstunden (kWh) Energieinhalt bis in den Megawatt- (MW-)Bereich hinauf.
Solche größeren „Solarspeicher XXL“ können Lastspitzen kappen („Peak- Shaving“), beim Ausnutzen der Unterschiede zwischen Bezugs- und Einspeisepreis helfen („Arbitrage“), als Unterbrechungsfreie (Not-)Stromversorgung USV dienen. Am Ende können sie sogar Autarkie ermöglichen, also die volle Versorgung mit selbst erzeugtem Strom, erläutern Andreas Muntinga und Frank Scheibe.
Deren SolarAllianz Network SAN GmbH aus Berlin und Morgentreu-Harbinger GmbH aus Leipzig luden im Sommer zum „1. Storage Day XXL“ nach Nördlingen ein. Auch der BVES, der Bundesverband Energiespeicher e.V. bekannte sich zu diesem Veranstaltungskonzept. Und dass das Thema aktuell ist, bewies die erkleckliche Zahl an Zuhörern. Weshalb im Januar 2016 auch prompt der 2. XXL-Day in Berlin folgte.
Denn nicht nur die Speicherindustrie selbst, viele sind betroffen: Energieversorger und Produzenten Erneuerbarer Energie genauso wie mittelständische Unternehmen mit hohem Energieverbrauch oder Leistungsspitzen.
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Heinz Wraneschitz