Auf der Wippe
Zwei Kinder, die sich auf einer Wippe auf dem Spielplatz freuen, wenn der Sitz mal links, mal rechts nach oben schwingt. Das erscheint mir aktuell als Sinnbild der unterschiedlichen Nachrichten aus dem Energiebereich. Nachrichten, die miteinander verbunden und trotzdem teils positiv, teils negativ zu bewerten sind.
Wir sind super
Weltweit ist nun die Grenze von 300 Gigawatt Solarstromleistung installiert, 70 davon wurden allein im vergangenen Jahr 2016 zugebaut. Die Energiewende hin zu den Erneuerbaren ist nicht mehr umkehrbar, das gestehen sogar die Manager der (bislang) konventionellen Energiekonzerne ein.
Wir sind zu klein
Schauen wir uns die Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen zum Primärenergieverbrauch in Deutschland an, sollten wir das Weinen anfangen. 2011 hatten die Erneuerbare Energien 10,8 Prozent des Verbrauchs gedeckt, 2015 waren es ... 12,5 Prozent. Ein Plus von 1,7 Prozentpunkten innerhalb vier Jahren. Das Handelsblatt hat diese Zahlen aufgegriffen, mit den Milliarden-Ausgaben der Energiewende verbunden und als Fazit den Artikel mit "Vollends düster" überschrieben. Wir sehen: Die Stromwende ist eines, die Wärme- und Verkehrswende muss nun aber auch kommen.
Wir sind zu hungrig
Nach Angaben der Agentur für Erneuerbare Energien hat Deutschland im vergangen Jahr trotz niedriger Rohstoffkosten rund 60 Mrd. Euro für Importe von fossilen Brennstoffen ausgegeben. Geld, das bei höherer Quote von Erneuerbaren Energien in vielen Bereichen besser investiert werden könnte.
Wir sind zu langsam
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) ist als große Vereinfachung und Verschmelzung von Energieeinspargesetz, EnEV und erneuerbarem Wärmegesetz gestartet ... und im aktuellen Gesetzentwurf als Bettvorleger gelandet. Die Zusammenführung der bislang drei Gesetze ist vollzogen, die Gültigkeit betrifft jedoch ab 2019 nur Neubauten von öffentlichen Nicht-Wohngebäuden. Das ist für eine ambitionierte Sanierungsquote und einen deutlichen Einspareffekt im Neubau viel zu wenig. Auch für private Neubauten solle es kommen: "rechtzeitig vor 2021", so der Gesetzesentwurf auf einer der 90 Seiten. Schnell ist anders.
Wir sind Wähler
Nachdem die Energie noch immer ein sehr politisches Thema ist, bereitet die DGS derzeit zusammen mit anderen Verbänden einige "Wahlprüfsteine" vor. Diese Fragen zur Energiewende sollen den Parteikandidaten gestellt werden, die Antworten wollen wir rechtzeitig vor der Wahl veröffentlichen. Wir hoffen, Ihnen damit die politischen Programme und Wünsche Ihrer Bundestagskandidaten transparenter machen zu können. Sie können dann am 24. September entscheiden.
Wir sind Macher
Selbst einen Betrag zur Energiewende beisteuern - das hat viele von Ihnen motiviert, sich mit unserem Projekt DGS SolarRebell zu beschäftigen. Vielleicht ernten Sie ja auch schon Strom mit einer solchen Anlage. In diesem Heft haben wir nun noch eine ausführliche Darstellung zu Lastprofilen und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen erstellt - lassen auch Sie sich überzeugen!
Wir sind noch zu wenige
Die DGS konnte 2016 so viele Neueintritte verzeichnen wie schon sehr lange nicht mehr. Wir freuen uns über diese Entwicklung, sind uns aber darüber bewusst, dass dieser Trend anhalten muss. Denn nur so kann die DGS als gemeinnütziger Verein, auch in Zusammenarbeit mit den Umwelt- und Energieverbänden, weiter am Gelingen der Energiewende arbeiten und ihren Beitrag dafür leisten, dass die Erneuerbaren Energien mehr und mehr die fossilen ablösen werden. Nur durch Unterstützung ist es uns möglich auch in Zukunft unabhängig und kritisch arbeiten zu können.
Jörg Sutter