Schwerpunkt Solarisierung im Wärmebereich
Der Sommer mit seinen außergewöhnlichen Wetterlagen scheint noch längst nicht vorüber, da gehen die Gedanken schon wieder in Richtung der kälteren Jahreszeit. Damit ist weniger das farbenfrohe Bild des Herbstes oder der Traum von schneebedeckten Landschaften gemeint, sondern das Thema solares Heizen und Solarisierung im Gebäudebereich. Das kommt daher, weil die DGS auf der letzten Delegiertenversammlung im Mai 2018 beschlossen hat, sich schwerpunktmäßig mit Solarisierung bei der Wärme zu befassen. Manche benutzen dafür den Begriff Wärmewende, andere machen sich explizit Gedanken darüber, wie der Wärmesektor besser mit dem Stromsektor, der weiter in der Solarisierung vorangeschritten ist, verbunden werden könnte.
An dieser Stelle möchten wir betonen, dass der Begriff der Sektorenkopplung hier bewusst nicht verwendet werden soll, da er uns als inhaltsleere Hülse erscheint. Ohne nähere Bestimmung, wer oder was verkoppelt werden soll, bleibt dies eine dieser modernen Worthülsen, die lediglich darüber Auskunft geben, wie wenig der Benutzer darüber nachgedacht hat. Einzelne Sektoren der Industriegesellschaft waren schon immer verkoppelt. Früher war dies weniger technisch gemeint, sondern hatte etwas mit den dahinterstehenden Interessen zu tun. So sind Mineralölwirtschaft und die Automobilbranche schon immer eng verkoppelt, schließlich kann einer ohne den anderen nicht. Jedenfalls bis heute. Das gilt auch für die Heizungsbauer und die Erdgasbranche, eine Sektorenkopplung mit jungen Wurzeln. Wie sehr der aufs Technische reduzierte Begriff der Sektorenkopplung der Vernebelung der dahinter stehenden Interessen dient, wird schnell klar, sobald man die Frage nach den handelnden Industrien und Ländern aufwirft. Eine rein technische Sektorenkopplung ist eine Chimäre und Opium fürs Volk, sonst nichts.
Auf der anderen Seite ist die Worthülse als solche nichts Böses. Überlegungen, welche solaren Technologien miteinander verknüpft werden können, werden ja auch auf unserer Seite angestellt. Unser bevorzugter Begriff der Solarisierung, der sich - wenn auch zaghaft - durchzusetzen beginnt, beinhaltet per se alle Möglichkeiten und Techniken der Energiegewinnung, die sich aus der Sonne über uns ergeben. Inklusive Wind, Wellen, Gezeiten, Biomasse und Geothermie. Aber kommen wir wieder auf die Wärme und den Gebäudebereich zurück. Dort ist es um die Solarisierung schlecht bestellt. Die Schadstoffemissionen konnten nicht reduziert werden, einer der Gründe warum die Klimaziele 2020 gerissen werden. Dass dies politische Ursachen hat, ist eine Binsenweisheit. Wie sich eine Politik einleiten und entfalten lässt, die Bürger, Mieter, Prosumer, Vermieter und Wohnungswirtschaft überzeugt und zu anderen politischen Mehrheiten führt, das ist keine banale, sondern eine zunehmend wichtige Angelegenheit. Das war auch den Delegierten der DGS durchaus bewusst. Und ein Grund, es zukünftig anzupacken.
Das Thema wird sich nicht auf ein Revival der Solarthermie reduzieren lassen, auch wenn wir gerne einräumen, viele Fans derselben in unseren Reihen zu haben. Vielmehr wird Solarthermie heute als wichtiger Bestandteil von Verbundlösungen anzusehen sein. Um diese zu verknüpfen, bedarf es leistungsfähiger Energiemanagementsysteme. Bei den technischen Lösungen, unter denen die thermischen Speicher sicher noch als ein Schwachpunkt anzusehen sind, besteht Innovationsbedarf, aber auch Informations- und Kommunikationsbedarf. Mindestens ebenso wichtig erscheinen die politischen Leitplanken, die diese Solarisierung lenken sollen. Hier liegt sicher der größte Korrekturbedarf, aber auch der stärkste Sprengstoff. Können EnEV, EEWärmeG als ein zukünftiges Gebäudeenergiegesetz einfach fortgeschrieben werden? Kann die Solargemeinde und ihre Organisationen, entgegen dem Beharrungsvermögen der Politik, neue Wege eröffnen und diese vorantreiben? Man wird ab dieser Ausgabe der Sonnenenergie regelmäßig über dieses Thema lesen können. In den DGS News übrigens auch.
Klaus Oberzig