Wir brauchen von allem etwas
In meinem ersten Editorial der SONNENENERGIE hatte ich 2010 geschrieben, dass wir uns durch „ein verstärktes Publizieren unserer Arbeit eine größere Relevanz bzw. Resonanz der DGS“ erwarten. Das Ziel war unter anderem „in der breiten Öffentlichkeit angemessen wahrgenommen zu werden“. Ob das funktioniert hat, lässt sich schwer abschätzen, wir wissen ja nicht, was gewesen wäre, hätten wir uns unserer Publizistik nicht so angenommen und ausgebaut, wie wir es getan haben. Dass sich die SONNENENERGIE über die Jahre positiv entwickelt hat, das würde ich, 68 Hefte später, schon konstatieren. Aus der Mitgliederzeitung mit technisch-wissenschaftlichem Schwerpunkt wurde eine anerkannte Fachzeitschrift, deren Spektrum weit über die Solartechnik herausreicht. Die SONNENENERGIE ist dabei stets unabhängig, aber beileibe nicht unpolitisch geblieben. Eine Zeitschrift, wie es keine zweite in Deutschland gibt.
Vielfalt und Offenheit, auch in der Energietechnik
Über eines bin mir in all den Jahren immer mehr bewusst geworden: Die Energiewende kennt keine Patentlösungen, es existiert kein goldener Weg. Das betrifft vor allem die Technologien. Auch wenn der Begriff der Technologieoffenheit leider komplett verbrannt ist, möchte ich mich aus meiner Erfahrung heraus vehement für eine solche, regenerative Variante, aussprechen. Die Welt, speziell die der Energietechnik, besteht nun mal aus unglaublich vielen Nischen, die einzeln betrachtet werden müssen und für die es keine pauschale Antwort gibt. Würde man dies ignorieren, speziell wenn man dezentrale Einheiten im Blick hat, hieße das nichts anderes, als zu versuchen, Problemstellungen solange zu drangsalieren, bis die Lösungen dazu passen. Das wäre Energiewende mit der Brechstange. Ganz nach dem Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht. Denn, das ist auch eine Erkenntnis aus den Jahren: Die Vielfalt macht’s. Wer Ideen ideologisch bewertet und einordnet, verwehrt zukünftigen Entwicklungen ihre Existenz.
Andererseits sollte natürlich im Auge behalten werden, dass wir nicht darauf warten sollten, bis das ökologische Perpetuum mobile erster Art endlich serienreif wird. Es muss Schluss sein mit dem Bau von weiteren Pfeilern für Brückentechnologien. Wenn es Brückentechnologien denn überhaupt gibt, dann sind das die Erneuerbaren! Lieber eine nicht vollständig ausgereifte Solaranlage als einen optimierten Gaskessel, besser eine Wärmepumpe als ein Ölkessel. Aber auch der Rückbau funktionstüchtiger Anlagen ist meist ein Irrweg. So liefern etwa solarthermischen Anlagen gewöhnlich ein Vielfaches an Energie, als für ihre Herstellung notwendig war. Das sollten sie auch so lange weiter tun, solange sie funktionieren. Auch in der Energietechnik geht es um Ressourcen und um das Ganze: Herstellung – Betrieb – Entsorgung. Ersetzen wir zu schnell Bestehendes durch Effizienteres, so laden wir unnötiger Weise unseren Klimagas-Rucksack auf.
Ich bin dann mal weg
Jetzt gilt es, einen neuen Schritt zu gehen, mit einer neuen Chefredaktion neue Ideen ins Heft zu bekommen und gewohntes zu hinterfragen. Das wird sicherlich nicht von jetzt auf gleich passieren, ist aber durchaus notwendig. Neue Besen kehren bekanntlich besser, jüngere Gedanken müssen eine Chance bekommen. Die Zukunft hat schon begonnen, Tatiana, bitte übernehmen!
Es hat mir immer sehr viel Freude bereitet, die Themen für die SONNENENERGIE zusammenzustellen, mit den vielen tollen Autorinnen und Autoren zusammenzuarbeiten und mir auch immer wieder mal neue Rubriken auszudenken, um das große Spektrum der Solarenergie und natürlich das enorme Potential der DGS einzufangen. Ganz weg bin jetzt noch nicht, zunächst werde ich den Übergang noch begleiten: auch gilt es, die DGS-News zu übergeben und für andere Tätigkeitsfelder wie den Pressesprecher oder auch den Webadministrator Nachfolge zu finden bzw. einzuarbeiten. Der DGS kann ich, da bin ich mir ohnehin im Klaren, nicht komplett den Rücken kehren, der Übergang zu einem Danach wird wohl fließend sein, so der Plan. Seit 1990 in der DGS, das hinterlässt Spuren. So war, oder bin, ich schließlich auch zusammen mit meinen Freunden im Landesverband Franken aktiv und habe in der DGS-Sektion Mittelfranken mitgewirkt. Es war mir eine Ehre!
Matthias Hüttmann