Das E3-Mobil-Projekt
Das seit 2008 laufende Projekt hat viel bewirkt, auch wenn am Ende nun doch keine Sammelbestellung für ein Elektro-Hybridfahrzeug durchgeführt werden kann
Wir haben unser Ziel komplett verfehlt und dennoch die meisten Ziele erreicht. So könnte man den aktuellen Endstand des „E3-Mobil“-Projektes umschreiben. Erinnern wir uns: im Jahr 2006 war „Elektroauto“ ein Schimpfwort und die deutsche Automobilindustrie war froh, dass sie sich mit dieser Technik nicht befassen musste. Auf der DGS-Delegiertenversammlung Anfang 2007 wurde deshalb die Idee zum „E3-Mobil“ geboren. Die Kerninhalte des Projektes waren:
- Der Öffentlichkeit das Thema „Elektromobilität“ schmackhaft machen.
- Die Politik auf fehlende Rahmenbedingungen aufmerksam machen.
- Die Industrie durch den Nachfragedruck einer Sammelbestellung zu neuen Entwicklungen anspornen.
- 5.000 potentielle Käufer bündeln, um ein E-Auto für 20.000 € zu kaufen.
Nachdem weitere Projektpartner gefunden waren und die Kampagne Anfang 2008 starten konnte, änderten sich die Rahmenbedingungen sehr schnell. Länder wie China, Japan, Frankreich, Israel und vor allem die USA überzeugten die Industrie – auch die deutschen Autobauer – durch üppige Fördertöpfe davon, dass E-Mobilität politisch gewünscht ist.
Externe Faktoren
Konnte man im Jahr 2000 noch Elektroautos für rund 20.000 Euro kaufen, so explodierten 2009 nicht nur die Preise, sondern auch die Zahl der potentiellen Akteure. Es ist deutlich schwerer geworden, reine Fahrzeugankündigungen von real verfügbaren Produkten zu trennen. Weiterhin zeigt sich, dass bei bis zu 40% staatlicher Förderung (z.B. in Japan) oder den alleine in Deutschland mit 500 Millionen Euro ausgestatteten Förderprojekten und Modellregionen, ein Verkaufspreis von unter 40.000 Euro je Fahrzeug derzeit nicht zu erwarten ist.
Das „E3-Mobil“ war auch nichts besonderes mehr, denn überall konnte man auf einmal Vorbestellungen und Anzahlungen tätigen. Auf eine ganz bizarre Weise wurde der Erfolg der Elektromobilität zum größten Problem des „E3-Mobil“ Projektes.
Interne Faktoren
Unser Ziel war die Bündelung von 5.000 Fahrzeugen. Nach einem anfänglich sehr dynamischen Start kam die Zahl der Anmeldungen ab Mitte 2009 praktisch zum erliegen. Derzeit liegen uns nur 3.500 Interessensbekundungen vor. Bei 20.000 Euro je Fahrzeug wäre dies aber bereits ein Projektvolumen von 70 Mio. Euro. Zur Abwicklung derartiger Summen braucht man eine professionelle Organisation, deren Gründung jedoch gescheitert ist. Ein Grund dafür ist die unerwartet hohe Arbeitsbelastung der meisten „E3“-Initiatoren, denn diese sind seit Anfang 2010 sehr stark mit der Nationalen Plattform Elektromobilität beschäftigt, um so die Rahmenbedingungen für alle deutschen „E3-Mobile“ mit zu gestalten.
Andere „Sammelbestellungen“
Auf der nächsten Seite haben wir einige der aktuell interessantesten Kandidaten zusammengestellt. Für jedes dieser Fahrzeuge läuft die eine oder andere Art von „Sammelbestellung“, an die sich unsere E3-Mobilisten anschließen können.
Vom Preis am interessantesten klingt das Angebot des Renault Kangoo Z.E., der mit einem Kaufpreis von 25.000 € und einer monatlichen Leasingrate für den Akku von 72 € den E3-Zielen am nähesten kommt. Sowohl die Zuladung als auch die elektrischen Fahrleistungen kommen dem E3-Mobil sehr nahe. Die Vermarktung wird, ähnlich wie bei BYD, aber vermutlich anfangs exklusiv über den Atom-Kohle-Konzern RWE laufen.
Technisch entspricht der in der Schweiz entwickelte SwissCleanDrive am ehesten der Idee des E3-Mobils, denn es handelt sich hierbei um ein Elektro-Hybrid-Auto. Leider liegt die rein elektrische Reichweite nur bei 20 bis 30 km und zudem ist nur ein Fiat 500 Umbau verfügbar.
Die Erfolge
Es wäre vermessen zu glauben, dass wir dem Elektroauto zum Durchbruch verholfen haben. Die zentralen Faktoren sind hier ganz klar die weltweit bereitgestellten, gewaltigen staatlichen Fördergelder in mehrfacher Milliardenhöhe.
Aber wir waren der Zeit einen Hauch voraus und somit haben sich vor der „Hype-Welle“ wohl viele Entscheidungsträger auch mit dem „E3-Mobil“ beschäftigt. Große Autohersteller haben zu uns den Kontakt gesucht, um mögliche Verkaufskooperationen zu klären. Kleine Umrüster haben versucht, sich an den „E3-Mobil“ Zielvorgaben zu orientieren. Ein Forschungsprojekt hat sein Testauto sogar nach unserem „E3“ benannt. Und das Umweltministerium unterstützt seit 2009 sogar offiziell die „Pro E3-Mobil“-Kampagne des Bundesverbandes Solare Mobilität, wodurch die Öffentlichkeit noch mehr auf die Potentiale dieser Technik aufmerksam gemacht werden konnte. Sogar das Fernsehen hat über unser Projekt berichtet.
Beim angestrebten Flottenkauf sind wir ganz klar gescheitert. Aber die Auswahl der potentiellen E-Fahrzeuge wird zur Jahreswende dramatisch ansteigen und somit kann sich jeder „E3-Mobilist“ sein Lieblingsfahrzeug selber aussuchen. Auf politischer und gesellschaftlicher Ebene war das „E3-Mobil“ auf jeden Fall ein voller Erfolg. Wir werden auf unserer Webseite auch weiterhin die Marktentwicklung kommentieren.
Tomi Engel