Radnabenantriebe
Radnabenantriebe – die „Revolution im Fahrzeugbau“? Friedbert Pautzke, der vom Nordrhein-Westfälischen Innovationsministerium zum „ersten deutschen Professor für Elektromobilität“ ernannte Forscher der Hochschule Bochum, hat dieser Tage das Buch „Radnabenantriebe – Studie zur Abschätzung der Verfügbarkeit, des Entwicklungsstandes und des Potentials von Radnabenantrieben in der Elektromobilität“ veröffentlicht.
Seit 10 Jahren beschäftigen sich Forscher der Hochschule Bochum mit allen Facetten der Elektromobilität. Sogar ein namensgleiches Institut für dieses Thema gibt es dort: Dr.-Ing. Pautzke ist einer unter drei gleichberechtigten Leitern, zuständig für die Elektromobilität; seine Leitungspartner kümmern sich um Automobilelektronik und -informatik.
Für die Studienmacher haben „zentrale Antriebskonzepte, die aus derzeitigem Automobilbau für elektrisch betriebene Fahrzeuge übernommen wurden, keine Zukunft.“ Dagegen biete „der Radnabenmotor die Chance, das Design von PKWs völlig neu zu gestalten, da platzraubende Komponenten wie zentraler Motor, Getriebe oder Kardanantrieb wegfallen.“
„Der Motor im Rad revolutioniert den Fahrzeugbau“, sind die Bochumer Hochschul-Ingenieure sicher: Diese Erkenntnis ist aber scheinbar bei den Herstellern „konventioneller“ Autos noch nicht angekommen. Bleibt zu hoffen, Fahrzeugkonstrukteure bekommen die Radnabenantriebsstudie in die Hände und lesen sie ernsthaft durch.
Das 148-Seiten-Heft behandelt nicht nur das Thema „vierrädriges Fahrzeug“, sondern auch Zweiräder: Gerade hier ist diese Elektro-Antriebstechnik zurzeit schwer im Kommen. Pautzke und Co. beleuchten und ordnen die Grundlagen dieser Antriebsart, die unterschiedlichen E-Motortypen, die verschiedenen Einbauvarianten in Vor- und Nachteilen ein. Zudem gehen Sie auch auf andere Möglichkeiten der Integration von E-Motoren in Fahrzeugen ein.
Viel Raum nimmt auch die Art der Gewinnung der Energie für die Elektromobile ein: Ein Thema, das z.B. die zurzeit laufende RWE-Werbekampagne für E-Mobil-Strom überhaupt nicht erläutert. Zwar habe „die Gesamtkette für das Verbrennerfahrzeug 15%, für das E-Mobil beim aktuellen deutschen Kraftwerksmix bereits 27% Wirkungsgrad“, doch mit Sonnen-, Wind- oder Biostrom gehe die Effektivität nochmals steil nach oben, stellt die Studie heraus. Sie geht außerdem auf viele Sicherheitsaspekte ein: Berührungsschutz bei Kurzschlüssen, Unfallgefahr bei Blockierung eines Motors sind Beispiele dafür.
An einzelnen Stellen weichen die Studienmacher jedoch ab: So wird die Antwort auf die Frage, ob ein Elektromobil zu leise für den Straßenverkehr ist, von einem Buch mit dem Titel „Radnabenantriebe“ nicht erwartet. Konzentration auf das Wesentliche wäre nicht nur hier sinnvoller gewesen.
Dennoch: Die Studie ist ein guter Einstieg für angehende wie erfahrene Mobilitäts-Konstrukteure, aber auch hilfreich für die Argumentation „Pro
Heinz Wraneschitz