Buchvorstellung: Ian McEwan - Solar
Eine literarische Aufarbeitung des Klimawandels, ein Roman über einen Nobelpreisträger, organische Photovoltaik, Quantenphysik und die Machenschaften im Wissenschaftsbetrieb, geschrieben von keinem geringeren als Ian McEwan – das könnte interessant sein. Und in der Tat, der bereits vielfach ausgezeichnete Autor, unter anderem ist er auch Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences, versteht es in seinem 2010 veröffentlichten Werk eindrucksvoll, satirisch und stilsicher zu schreiben. „Solar“ ist ein beeindruckendes Werk zum wohl epochalsten Thema unserer Tage.
Normalerweise gibt es in der Sonnenenergie keine Buchkritiken über Erzählungen und dergleichen. Die DGS ist ein wissenschaftlich, technischer Verein, sie beschäftigt sich deshalb gewöhnlich mit Fachliteratur. In diesem Fall haben wir eine Ausnahme gemacht. Denn die Geschichte, die dieses Buch erzählt, sollte auch für Leser der SONNENENERGIE interessant sein. Schließlich liegt der Fokus unserer Vereinsarbeit darin, die Veränderung der Energiewirtschaft zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise durch die breite Einführung Erneuerbarer Energien herbeizuführen. Möglicherweise hilft der Roman „Solar“, als eine Art Schlüsselroman über den Klimawandel, Türen zu öffnen. Der Leser von Fachliteratur weiß schließlich in der Regel, was ihn erwartet. Vielleicht kann McEwan durch sein Buch dem einen oder anderen Liebhaber literarischer Werke die Gedanken von Klimaaktivisten näher bringen.
Zum Inhalt
Der Romanheld, Michael Beard, wirkt nicht unbedingt sympathisch, wenngleich sehr menschlich. Der Nobelpreisträger ist weniger würdevoll und souverän als es sein Titel vermuten lässt. Er hat ganz andere menschliche Probleme und setzt in seinem Leben vor allem männliche Prioritäten. Als gern eingeladener Redner weiß er mitreißend die Dramatik unserer Tage zu schildern, ist aber mit seinen Gedanken meist ganz woanders. Das leibliche ist ihm in vielerlei Hinsicht wichtiger. Geschickt schwimmt er auf der Welle des Klimawandel-Hypes mit, auch wenn er das Ganze persönlich wahrscheinlich für überbewertet hält.
„Solar“ spielt in drei Epochen zwischen 2000 und 2009. Der Roman ist gespickt mit Wissenschaft und Forschungsthemen. Durch die geschickte Erzählweise um seinen Antihelden Beard, verfängt sich McEwan jedoch nicht in physikalischen Thesen, der Leser wird nicht über die Maßen mit ausufernden technischen Abhandlungen strapaziert. Trotzdem ist das Erzählte detailliert real und keineswegs Fiktion. Die Zukunft des Planeten, die Notwendigkeit des Ausbaus Erneuerbarer Energien, mögliche technische Auswege – das Buch erweckt durchaus Hoffnung, nährt aber auch die Skepsis über eine globalen Ausweg. McEwan transportiert das nicht ganz so leichte Thema auf die zwischenmenschliche Ebene, auf das egozentrische Privatleben eines Nobelpreisträgers für Physik.
Fazit: lesen!
Stimmen
„›Solar‹ greift das große politische Thema unserer Epoche auf – den Klimawandel – und macht daraus ein satirisches Meisterwerk. ›Solar‹ ist komisch und klug. Gerade in einer Zeit, da unsere Skepsis gegenüber den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zunimmt, erscheint das Buch wie gerufen und wird schon deshalb einmal als Klassiker gelten.“
The Daily Telegraph
„Wieder einmal schreibt McEwan über Eifersucht und Besessenheit – diesmal herzzerreißend komisch. ›Solar‹ ist ein wunderbar geschriebener Roman. Ian McEwan hat einen lebensechten Charakter voller Widersprüche erschaffen, der dem männlichen Leser die Hand reicht – die weiblichen würde er wohl eher zu Bett bitten.“
The Times
„Mit seinem neuen Roman macht Ian McEwan den Klimawandel literaturfähig. Zugleich ist ›Solar‹, was bei diesem ernsten Thema verwundern mag, Ian McEwans bisher witzigster Roman, eine Satire, wie sie nur ein so informierter wie bedauernder Skeptiker schreiben kann, bitterböse und auf bisweilen brutale Weise wahrhaftig.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Atemberaubend vollkommen, vielleicht Ian McEwans bisher bester Roman. ›Solar‹ ist komisch und ernst zugleich, strahlend und düster, moralisch engagiert und ironisch distanziert. Satz für Satz beweist Ian McEwan dank der funkelnden Präzision seiner Sprache und messerscharfen psychologischen Einsichten, dass er zu den Allerbesten zählt.“
Financial Times
Matthias Hüttmann