Sonderfonds Energieeffizienz
Das beste Rezept gegen steigende Energiekosten: Interview mit der kfW: Wie sieht das Zwischenfazit des Sonderfonds Energieeffizienz für kleine und mittlere Unternehmen nach 3 Jahren staatlicher Förderung aus? Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie fragte bei der KfW Bankengruppe nach. Gunnar Böttger, Vorsitzender der Sektion Nordbaden und des Fachausschusses Holzenergie, sprach dazu mit Thomas Blaschke. Herr Blaschke ist Diplom-Kaufmann und als Prokurist bei der KfW Bankengruppe für konzeptionelle und laufende Grundsatzfragen der Komponente „Energieeffizienzberatung“ zuständig.
Herr Blaschke, den Sonderfonds Energieeffizienz in KMU – eine Gemeinschaftsinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und der KfW – gibt es mittlerweile fast drei Jahre. Welches Fazit zieht die KfW?
Seit Programmstart im Februar 2008 haben wir mehr als 12.000 Beratungen gefördert, das Zusagevolumen bei der Finanzierungskomponente liegt seit Programmstart bei rd. 1,2 Mrd. €. Und dies trotz Wirtschafts- und Finanzkrise! Diese Zahlen sowie Studienergebnisse zeigen, welch große Bedeutung das Thema „Energieeffizienz“, „Energieproduktivität“, „Energiekostensenkung“ für die Unternehmen hat. Nach Einschätzung von Experten werden viele Unternehmen, die Energieeffizienzmaßnahmen im Zuge der Wirtschaftskrise noch zurückgestellt haben, diese in den nächsten Jahren aufgrund steigender Energiepreise nachholen. Fördermittel stehen in jedem Fall ausreichend zur Verfügung.
Gibt es neben den Förderstatistiken noch andere Fakten zum Programm?
Die Energieeffizienzberatung, also die Beratungskomponente des Sonderfonds, wurde jüngst im Auftrag des BMWi evaluiert. Die vorläufigen Ergebnisse der Studie zeigen, dass das Programm bei den Marktteilnehmern gut ankommt. Mit Hilfe der geförderten Energieeffizienzberatung wurden und werden eine Vielzahl von Energieeffizienzmaßnahmen angestoßen, die insbesondere die Betriebskosten in den Unternehmen senken und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern.
Was sind die Gründe für die gute Bilanz?
Ohne Zuschuss hätten relativ wenige Unternehmen auf jeden Fall im gleichen Umfang eine Energieeffizienzberatung in Anspruch genommen. Zu den wichtigen Erfolgsfaktoren gehört auch die überwiegend gute Qualität der unabhängigen Beratungen.
Die gute Inanspruchnahme der Finanzierungskomponente (Anmerkung der Red. ERP Kredite ab 1,2% eff.) wiederum ist vor allem auf die zusätzliche Verbilligung im Rahmen des so genannten „KU-Fensters“ zurückzuführen. So wurden fast 75 Prozent der Kreditanträge von Kleinst- und Kleinunternehmen gestellt.
Ein weiterer Erfolgsfaktor: Die Einschaltung eines Sachverständigen/Energieberaters, also eines Experten für die technische Seite des Förderprogramms. Die Firmenkundenberater der Banken und Sparkassen haben dadurch bei technischen Fragen die Möglichkeit, diese an den Sachverständigen weiterzuleiten.
Worin liegen die Beratungs- bzw. Investitionsschwerpunkte?
Sowohl bei der Beratung als auch bei der Finanzierung steht die gebäudeseitige Betrachtung im Fokus, gemeint sind die Gebäudehülle, das Heizungs- und Beleuchtungssystem sowie die Lüftung/Klimatisierung. Das hängt mit der Struktur der Unternehmen zusammen. Gerade bei kleineren Unternehmen stellt das Gebäude den wichtigsten Energieverbraucher dar – und entsprechend konzentrieren sich hierauf die empfohlenen und realisierten Energieeffizienzmaßnahmen. Trotzdem werden Einsparpotentiale in der Produktionstechnik nicht vernachlässigt.
Die Richtlinie zur Energieeffizienzberatung läuft zum 31.12.2011aus. Wird danach weiterhin eine Beratungsförderung angeboten?
Diese Entscheidung trifft alleine das zuständige Ministerium, also das BMWi. Anhaltspunkte für die Fortführung bzw. Verlängerung des Förderprogramms bietet das am 23.09.2010 veröffentlichte Energiekonzept der Bundesregierung. Danach ist vorgesehen, die Förderung von Energieeffizienzberatungen von kleinen und mittleren Unternehmen sogar bedarfsorientiert auszubauen.
Sie sprechen das Energiekonzept der Bundesregierung an. Dort wird auch die Durch- bzw. Einführung von Energiemanagementsystemen thematisiert. Wir haben den Eindruck, dass insbesondere KMU verunsichert sind, welche Vorgaben an die Einführung von Energiemanagementsystemen gemacht werden. Fördert die KfW die Einführung von Energiemanagementsystemen?
Die Einführung von Energiemanagementsystemen als organisatorische Maßnahme direkt nicht. Aber ein Blick in die Abschlussberichte zeigt, dass im Rahmen der geförderten Energieeffizienzberatung den Unternehmen relativ häufig die Einführung eines Energiemanagementsystems vorgeschlagen wird.
ERP Kredite
ERP ist die Abkürzung für das European Recovery Program, besser bekannt unter dem Namen „Marshall-Plan“, benannt nach dem amerikanischen Außenminister George Marshall, der das Programm 1947 initiierte. Die USA unterstützten den Wiederaufbau Westeuropas mit umfangreichen Krediten als „Bollwerk gegen den Kommunismus“. In den 1990er Jahren wurden mit ERP-Krediten Existenzgründer und kleine und große Wirtschaftsunternehmen zu günstigen Konditionen bei der Finanzierung von Projekten unterstützt. Das Programm kam ab 1990 besonders Unternehmen in den neuen Bundesländern zugute, die ohne die zinsgünstigen und zunächst tilgungsfreien Kredite mit langen Laufzeiten oft nicht die Chance eines Neubeginns gehabt hätten. Heute sind ERP-Kredite staatliche Kredite, die von der Mittelstandsbank KfW Bankengruppe vergeben werden. Ein ERP-Kredit enthält finanzielle Beihilfen, deren Höhen von der Europäischen Kommission geregelt sind. Auch die Auswahl der Unternehmen, die eine Beihilfe bekommen, ist der Europäischen Kommission vorbehalten. Da es sich beim ERP-Kredit um ein Umwelt- und Energiesparprogramm handelt, sind die Grenzen schon relativ klar abgesteckt.
Die DGS Infokampagne Energieeffizienz: kostenfreie Energiesparabschätzung und Förderberatung für Freiberufler, Handwerks-, Gastronomie- und Hotelbetriebe bis hin zu mittelständischen Unternehmen
Untersuchung der Energieeinsparpotenziale in Unternehmen
Die Kalkulation der Energiekosten wird für Unternehmen immer unberechenbarer. Energiesparen hilft, diese Unbekannte zu kontrollieren und führt zu mehr Planungssichheit. Mittelständler verschaffen sich durch den effizienten Einsatz von Energie Wettbewerbsvorteile und machen ihr Unternehmen somit fit für die Zukunft.
Ziel des KfW Förderprogramms ist es, in kleinen und mittleren Unternehmen Informationen zum Energieverbrauch zu bekommen, damit konkrete Handlungsempfehlungen über Energiesparmöglichkeiten zu geben und Investitionen zur Energieoptimierung zu ermöglichen.
Der Sonderfonds besteht aus zwei Förderbausteinen:
- einem nicht rückzahlbaren Zuschuss zu den Kosten für eine Energieeffizienzberatung (Zuschuss max. 80% bei Initialberatung, max. 60% bei Detailberatung),
- einem zinsgünstigen Investitionskredit für Energiesparmaßnahmen (max. 10 Mio.Euro).
Förderbaustein Beratungszuschuss
Hier werden Bereiche mit den größten Effizienzpotenzialen genauer analyisert und konkrete Maßnahmen entwickelt, einschließlich betriebswirtschaftlicher Bewertung. Im Rahmen der ein- bis zweitägigen Initialberatung haben Unternehmen die Chance, von einem Experten bei einer Vor-Ort-Besichtigung erste Hinweise auf mögliche Energieeinsparpotenziale zu erhalten. Sofern solche identifiziert wurden oder das Unternehmen von sich aus entsprechende Potenziale erwartet, kann im nächsten Schritt eine Detailberatung in Anspruch genommen werden. Hier werden einzelne (Produktions-) Bereiche genauer analysiert und konkrete Maßnahmen, einschließlich betriebswirtschaftlicher Auswertung, entwickelt.
Neben den Produktionsbereichen liefert eine detaillierte Analyse des Heizsystems und der Gebäudehülle (Bausubstanz) wertvolle Erkenntnisse über vorhandene konstruktive Schwachstellen. Anhand dieser Informationen können in der Detailberatung gebäudespezifische Modernisierungsvarianten vorgeschlagen werden. Die hieraus resultierenden Energieeinsparungen unter wirtschaftlichen Aspekten (Rentabilität und/oder Amortisation) sind eine zusätzliche Entscheidungshilfe bei anstehenden Modernisierungen unter Einbeziehung förderfähiger Investitionskredite.
Die Kosten für eine 2-tägige Initialberatung werden i.d.R zu 80% bezuschusst (max.1.280 Euro), eine Detailsberatung i.d.R zu 60% (max.: 4.800 Euro).
Förderbaustein Investitionskredit
Mit einem Förderkredit aus dem ERP-Umwelt- und Energieeffizienzprogramm, Programmteil B, können kleine und mittlere Unternehmen Investitionen zur Energieeinsparung zinsgünstig finanzieren.
Gefördert werden alle Investitionen in Deutschland, um hohe Energieeinspareffekte zu erzielen, d.h. die Investitionen müssen zu einer Energieeinsparung von mindestens 20% bei Ersatzinvestitionen bzw. 15% bei Neuinvestitionen führen. Dieser Nachweis kann etwa im Rahmen der Energieeffizienzberatung durch den zugelassenen Sachverständigen erfolgen. Förderfähig sind Investitionen zur Senkung des Energieverbrauchs, z.B. in den Bereichen Haus- und Energietechnik, Gebäudehülle, Maschinenpark, Prozesswärme, Prozesskälte, Wärmerückgewinnung/ Abwärmenutzung, Mess-, Regel- und Steuerungstechnik, Informations- und Kommunikationstechnik. Gefördert wird auch die Sanierung eines Gebäudes auf das Neubauniveau nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) bzw. der Bau eines Gebäudes, wenn das Neubauniveau nach EnEV um mindestens 30% unterschritten wird.
Noch Fragen?
Gerne beraten wir Sie im Rahmen der DGS Infokampagne Energieeffizienz für KMU bei einem kostenfreien Erstcheck ihres Unternehmens. Tragen Sie einfach Ihre Fragen und Daten unter www.dgs.de/energiesparen ein oder melden sich bei unserem Koordinator
Herrn Joachim Westerhoff,
westerhoff(at)dgs.de
Tel: 0163-9086681,
Fax: 0721-3841882
Gunnar Böttger